Der Diener zweier Herren

Der Lustspiel-Klassiker von Carlo Goldoni

aus dem Jahre 1746

Es spielen:

Christian Rolfes (Pantalone), Kathrin Wolters (Beatrice als Federigo Rasponi),

Jacqueline Pape (Clarice), Ben Berger (Silvio), Sven Meyer (Florindo Aretusi),

Liane Kreye (Brighella), Carsten Sauer (Dottore Lombardi), Doris Weiß (Smeraldina), Torge Hoffmann (Aufwärter) und Frank Wiemann (Truffaldino)

Kostüme: Elke Hagen

Regie: Katrin Brakemeier & Frank Wiemann

Die Premiere war am Samstag, dem 22. September 2018 im Kulturbahnhof Lemgo.

Lippische Landeszeitung                                      Dienstag, 25. September 2018

Brenzlige Verwicklungen auf der Bühne

Der Diener zweier Herren -Eine gelungene Premiere-

von Joline Heller

Drei Hochzeiten, ein Todesfall und turbulente Verwicklungen: In „Der Diener zweier Herren“ geht es drunter und drüber. Die Theatergruppe STATTGESPRÄCH inszeniert die historische Komödie, die der italienische Autor Carlo Goldoni 1745 verfasste, humorvoll und lebendig auf der Bühne.

Die Zuschauer der Premiere zeigten sich entsprechend begeistert und spendeten viel Applaus für das Lemgoer Ensemble.

Darum geht es: Truffaldino (Frank Wiemann), ein sprung- und scherzhafter Kerl, reist als Diener nach Venedig und kündigt dort beim Kaufmann Pantalone (Christian Rolfes) den Besuch seines Herrn Federigo Rasponi an. Damit platzt er ganz unerwartet in die Hochzeitsvorbereitungen von Pantalones Tochter Clarice (Jacqueline Pape) und Dottore Lombardis (Carsten Sauer) Sohn Silvio (Ben Berger) hinein und stellt alles auf den Kopf.

Denn ursprünglich war der für tot gehaltene Federigo der Verlobte von Clarice. Das Liebespaar, Clarice und Silvio ist deshalb schockiert, als sie erfahren, dass der „Auferstandene“ sich nun bei Clarices Vater als rechtmäßiger Bräutigam durchsetzen will.

Doch so einfach ist es nicht: Federigo ist tatsächlich ums Leben gekommen. Es ist seine Schwester Beatrice (Kathrin Wolters), die sich als ihr Bruder ausgibt. Sie möchte eigentlich nicht Clarices Hochzeit zerstören, sondern ist aus reinem geschäftlichem Interesse da und will sich mit Florindo (Sven Meyer) vermählen.

Letzterer trifft auch in Venedig ein, zieht ohne es zu wissen in dasselbe Gasthaus wie seine Geliebte Beatrice und begegnet Truffaldino, der sich auch von ihm als Diener anheuern lässt. Nur Truffaldino allein weiß, dass er der Diener zweier Herren zur gleichen Zeit ist…

So ergeben sich viele brenzlige Situationen, in denen seine Doppelrolle droht aufzufliegen. Mit Witz und Einfallsreichtum versucht er sich aus den heiklen Geschehnissen zu retten.

Goldonis Lustspiel-Klassiker fällt in das Genre der „Commedia dell‘arte“, den italienisch volkstümlichen Stegreifkomödien, die meist auf Marktplätzen aufgeführt und – ausgehend von vorgegebenen Beschreibungen der Szenen – weitgehend improvisiert wurden. Zudem zeichneten sich die Mundartspiele häufig durch die Parteinahme für untere soziale Schichten aus.

So treten Figuren wie der Diener Truffaldino, aber auch die Kammerjungfer Smeraldina (Doris Weiß) oder die Wirtin Brighella (Liane Kreye) in den Vordergrund der Geschehnisse.

Unter der Regie von Katrin Brakemeier und Frank Wiemann schafft es die Theatergruppe STATTGESPRÄCH, die turbulenten Geschehnisse und verzweigten Beziehungen mit wenig Bühnenbild und umso mehr Fokus auf die Schauspielkunst und die Kraft der Gesten, das historische Lustspiel überzeugend zu inszenieren.

Während die Kostüme und das karge Bühnenbild der historischen Aufführung entsprechen, ist die Übersetzung und Textbearbeitung nach Ulrike Dissmann in heutiger Alltagssprache leicht verständlich. So ist den Zuschauern ein einfacher Zugang zur Aufführung garantiert.

Die Schauspieler verkörpern ihre Rollen dabei mit Witz und Glaubwürdigkeit zugleich. Besonders amüsant für das Publikum sind die ebenfalls auf den historischen Ursprung des Stücks zurückzuführenden Randbemerkungen der Figuren.

Das Theater-Ensemble STATTGESPRÄCH, das bis zuletzt nur zeitgenössische Inszenierungen aufführte, lässt sein Publikum erfolgreich in die Theaterwelten des 18. Jahrhunderts eintauchen.

Lippe Aktuell                                                       Samstag, 29. September 2018

Gelungene Premiere eines temporeichen Stückes

Stattgespräch macht mit „Der Diener zweier Herren“ (einmal mehr) großes Theater

von Natascha Retzlaff

Was passiert, wenn der totgeglaubte, ad acta gelegte Verlobte mitten in die eigene Verlobungsfeier platzt; ein gerissener und gewitzter, aber ebenso tollpatschiger Diener diverse Verwirrungen anzettelt und der Wahnsinn langsam, aber stetig seinen Lauf nimmt? Des Rätsels Lösung: liebenswertes, leicht überdrehtes Chaos mit Hang zu viel Situationskomik.

Aber genau das darf Carlo Goldoins „Diener zweier Herren“ ja auch sein. Schließlich ist Goldonis grandiose Commedia dell’arte ein turbulentes Verwirrspiel, in dem nicht einmal mehr der Gelegenheitsdiener Truffaldino die Übersicht behält.

Venedig 1746. Allein der Hunger treibt Truffaldino an. So sucht er sich, auf doppelten Lohn hoffend, einen zweiten Herrn. Dass sein erster Herr eigentlich eine Frau ist und ihrem Geliebten hinterher reist, sein zweiter Herr eben genau dieser Geliebte ist, ein weiteres Liebespaar diese Wir­rungen ebenfalls nicht durchschaut und sich ob der Irrungen trennen muss, ist dem ewig hungrigen Tuffaldino gar nicht bewusst und so stiftet er nur noch mehr Verwirrung.

Wenn man so will, war die Premiere von Carlo Goldonis „Diener zweier Herren“ am vergangenen Samstag im Kulturbahnhof gleich eine dop­pelte Premiere: Das Ensemble hat sich erstmals an ein sehr altes Stück gewagt- historische Kostüme eingeschlossen – und die Rollen perfekt besetzt.

Da brilliert Frank Wiemann als Diener „Truffaldino“, der herrlich gewitzt und gerissen, mitunter aber auch bemitleidenswert einfach oder traurig sein kann. Als zentrale Figur des Stückes reißt er das Publikum mit in die Verstrickungen, deren Keimzelle zwar nicht nur er allein ist, die er aber wunderbar zu verstärken versteht.

Kathrin Wolters als Beatrice glänzt in ihrer Rolle als der eigentlich erste Herr von Truffaldino, als Liebende auf der Suche nach ihrem Liebsten und als vermeintlich taffer Geschäftsmann.

Jacqueline Pape und Ben Berger mimen die Rollen des verhinderten Brautpaares tränenreich und mit viel Tempo, während Sven Meier als zweiter Herr Truffaldinos in seine Rolle als trauriger Held schlüpft, der Liebe und Ansehen verloren hat.

Auch die Neuzugänge Christian Rolfes als Kaufmann Pantalone und Carsten Sauer als Dottore Lombardi überzeugten zur Premierenfeier und gaben ihre vielversprechenden schauspielerischen Visitenkarten ab.

Ganz der schlichten Sachlichkeit der Commedia dell`arte geschuldet, setzt das Regieteam Katrin Brakemeier und Frank Wiemann bewusst auf ein eher minimalistisch gehaltenes Bühnenbild, dafür aber auf opulente Kostüme und eine wirklich gelungene Rollenbesetzung.

Mit Carlo Goldonis „Diener zweier Herren“ beweist das Enemble, dass es auch für klassische Stücke der Theatergeschichte ein echtes Händchen hat.

Die inzwischen 22. Spielzeit im Kulturbahnhof Lemgo beginnt herrlich vielversprechend.

Die Premiere hat das Publikum begeistert und mitgerissen. Lohn der Anstrengungen war langanhaltender Applaus.

 

 

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