Herren

"Herren"
Eine Komödie für drei Herren und eine Fleischwurst von Jan Ericson
Premiere war am 15. Oktober 2005 im Lemgoer Bahnhof
Es spielen: Markus Mogwitz, Frank Wiemann und Stephan Gottwald und Katrin Brakemeier
Regie: Frank Wiemann

Lemgo-news.de am 16.10.2005

Weihnachten auf dem Klo – drei „Herren“ in Hochform!
Minutenlanger Beifall für eine tolle Premiere der Theatergruppe STATTGESPRÄCH

So mancher mag sich schon im Vorfeld über diesen Titel amüsiert und auf einen vergnüglichen Theaterabend gehofft haben. Was Autor Jan Ericson dann für diese drei Herren abspulen lässt, die am Heiligabend auf der Toilette eines Kaufhauses eingeschlossen und damit gezwungen werden, die Feiertage auf dem Klo zu verbringen, hält so manchem einen Spiegel vors Gesicht, regt zum Nachdenken über die eine oder andere Verhaltensweise an – lässt den Abend aber zu einem köstlichen Theatervergnügen werden, bei dem man die Zeit vergisst.

Am Ende das einhellige Urteil: „Schade, dass es schon vorbei ist!“..


Was die drei Herren auf die Bühne zaubern im Ambiente einer großen Warenhaustoilette lässt kein Auge trocken. In Hochform die drei Herren: der Geschäftsführer Karl-Heinz Bruns, exzellent verkörpert in Mimik, Gestik, Gehabe und Wort von Frank Wiemann, Stefan Riemer, alias Markus Mogwitz, dem teils ergebenen, teils aufmüpfigen Verkäufer aus der Sportabteilung, und schließlich der Lagerarbeiter Dahlmann, der fortwährend auf seinen Vornahmen Reinhard besteht, doch sich immer wieder die anreden Reiner und Reinhold gefallen lassen muss, auf den Leib geschrieben für Stephan Gottwald.


Ein köstliches Vergnügen mit Tiefgang!

„Weihnachten auf dem Klo wird hier zu einer Fabel über die Demokratie“ – so die Vorankündigung- und so ist es dann auch…. Ein Vergnügen, dass den minutenlangen Beifall verdient hatte. Eine Aufführung des STATTGESPRÄCHS, die sich schon schnell zum „Stadtgespräch“ entwickeln dürfte. Man muss kein Prophet sein, wenn man dem Team der Akteure ein stets volles Haus für die nächsten Vorstellungen voraussagt.

Lippische Landeszeitung am 17.10.2005

Ein Festschmaus nicht nur für Zyniker!
STATTGESPRÄCH überzeugt mit Premiere von „Herren“


Fleischwurst und Wachholder als Weihnachtsessen, auf dem Boden des Herrenklos verzehrt: ein gelebter Alptraum für die drei Mitarbeiter eines Kaufhauses, die von der Putzfrau über die Festtage auf dem Klo vergessen werden. STATTGESPRÄCH zeigte die Premiere der Komödie „Herren“: ein Schmaus nicht nur für Zyniker…. Für die Zuschauer ist dies eine Begegnung der besonders witzigen Art. Streckenweise brachten die Schauspieler ihr Publikum mit diesem völlig abstrusen Weihnachtsdesaster zum Schreien. Alle drei Akteure boten eine tolle schauspielerische Leistung!


Lippe aktuell am 19. Oktober 2005

STATTGESPRÄCH.. feierte gelungene Premiere der Komödie „Herren“
Männer alleine auf dem Klo


Die Freie Theatergruppe STATTGESPRÄCH.. zeigte am Samstag zum ersten Mal das Stück „Herren“. Brüllend komisch und brillant gespielt!

Mit den frohen Feiertagen ist es vorbei für Geschäftsmann Bruns, Verkäufer Riemer und Lagerarbeiter Dahlmann. Sie sitzen über Weihnachten auf dem Klo fest. Da hilft auch kein Rütteln und Schütteln und Schimpfen: die Tür geht nicht auf. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Weihnachten auf dem Klo, und die Herren beginnen sich häuslich einzurichten. Schnell wird klar, wer das Sagen hat: Geschäftsführer Bruns, der überzeugend von Frank Wiemann verkörpert wird. Denn auf der Herrentoilette sind nicht alle Menschen gleich. Mit viel Liebe zum Detail ist das Bühnenbild von Lars Wiedemann aus Lübeck ausgestattet worden. Echter geht es nicht mehr. Doch eine perfekte Kulisse ist nichts ohne das Spiel der Schauspieler. Und das war bei „Herren“ der Fall.

Prädikat: Sehenswert. Markus Mogwitz spielte klasse den duckmäuserischen Herrn Riemer, der im Laufe der zwei Stunden immer aufmüpfiger wird. Den Zuschauern wurde warm ums Herz, als die drei total besoffen „O Tannenbaum“ schmettern. Hinreißend witzig.
Stephan Gottwald und seine Interpretation von Herrn Dahlmann sollte man nicht verpassen.

Premiere verpasst? Neugierig geworden, was es mit der Fleischwurst auf sich hat?
Es gibt noch genügend Möglichkeiten, sich die Komödie „Herren“ anzusehen.



Lippische Wochenschau am 20. Oktober 2005

STATTGESPRÄCH.. begeistert Lemgoer Publikum!
Männer unter sich


Vor ausverkauftem Haus zeigten die Schauspieler der Freien Theatergruppe STATTGESPRÄCH, dass sich der Heilig Abend auch anders abspielen kann, wenn sich ein besonderer Umstand ergibt- auf einer Toilette mit Wachholder und Fleischwurst… Schnell wird jedem klar, dass die drei „Herren“ unterschiedliche Positionen auf der Arbeit bekleiden und die Hackordnung der Firma auch unmissverständlich vertreten. So werden manche Probleme, die ein gezwungenes Zusammenleben mit sich bringen in vollen Zügen ausgekostet. Fazit: Eine gelungene Premiere mit einem professionellen Bühnenbild und guten Schauspielern, die Weihnachten auf dem Klo zu einer Fabel über die Demokratie werden lassen..

 

Kulturinfo-Lippe.de am 10.Dezember 2012

Lemgoer Kultur-Bahnhof erzittert unter Lachsalven

Weihnachten auf dem Herrenklo

Kommentar von Walter Sauter

Lemgo. - „Lachen ist die beste Medizin“ – wenn diese alte Volksweisheit tatsächlich stimmt, dann müsste jeder Arzt im Umkreis von 111 Kilometern um Lemgo seinen Patienten per Rezept einen Besuch im „Kultur-Bahnhof“ der alten lippischen Hansestadt verordnen. Hier spielt nämlich die freie Theatergruppe „Stattgespräch“ Jan Ericsons Komödie „Herren“; und wer es während der zwei-ein-halb-stündigen Vorstellung schafft, einmal vier Minuten lang nicht zu lachen, der muss schon recht abgestumpft sein!

Kein Wunder, dass sich dieser Spaß zum größten Dauerbrenner des kleinen Privattheaters entwickelt hat: Die 70. Vorstellung steht unmittelbar bevor; und seit der Premiere im Herbst 2005 wird dieser Publikumsmagnet „alle Jahre wieder“ auf die Bretter geholt – sinnigerweise zur Weih-nachtszeit, handelt es sich doch um ein Weihnachtsstück.

Ein Weihnachtsstück??? – fragt sich der Besucher, je nach Befindlichkeit amüsiert oder peinlich berührt. Denn in seinem Theatersessel sieht er sich einem halben Dutzend Klo-Kabinen gegen-über, einzelne davon mit einladend geöffneter Tür und freiem Blick auf die weiße Schüssel. Der Stücktitel bezeichnet also nicht das Personal, sondern (zunächst mal) die Örtlichkeit ... Die Berie-selung mit schmalziger Musik lässt vermuten, dass wir uns auf einer Kaufhaus-Toilette befinden; das Liedgut („White Christmas“) zeigt dann: Es ist (doch) Weihnachten! Und zwar Heiligabend, kurz vor Kassenschluss. Die Musik verklingt, eine freundliche Lautsprecherstimme verabschiedet die Kunden in die Feiertage, nicht ohne sie für Montag zu Umtausch und neuen Sonderangeboten einzuladen. Die Putzfrau macht ihre letzte Runde, provoziert dabei mit ihrem bizzaren Verständnis von Hygiene die ersten Lachsalven, und schließt dann ordentlich ab – wobei sie geflissentlich ü-bersieht, dass im letzten Moment noch drei Herren von ihrem drängenden Bedürfnis in die Kabinen getrieben worden sind.

Zum Glück (für die Zuschauer) entstand das Stück Mitte der 80er Jahre, als noch nicht jeder ein Handy mit sich trug, mit dem man jederzeit Hilfe herbeitelefonieren könnte. Und deshalb sehen sich die drei jetzt gezwungen, Weihnachten gemeinsam auf dem Klo zu verbringen. Allein die Schadenfreude (die ja angeblich die schönste Freude ist) versetzt das Publikum schon in eine heitere Grundstimmung. Und auf dieser Basis wird während der nächsten 150 Minuten ein Feuerwerk von Vergnügen, Spaß und Witz abgebrannt, das gespeist wird aus Situationskomik, Ungeschicklichkeiten, Mißverständnissen, Konkurrenzgebaren und Boshaftigkeiten, die alle hier nicht beschrieben werden können und auch gar nicht sollen – da müssen Sie schon selbst hingehen und sich das ansehen und anhören!

Und keine Angst: die Geschichte beschränkt sich beileibe nicht auf banalen Spaß und ordi-nären Klamauk. Zum Scherz hinzu kommt durchaus die tiefere Bedeutung. Dafür sorgt schon die Personenkonstellation.


Zur unfreiwilligen Toiletten-Weihnachtsfeier treffen nämlich Vertreter der unterschiedlichsten Hie-rarchiestufen aufeinander: da ist der Lagerarbeiter Dahlmann (Stephan Gottwald): respektlos und lebenspraktisch; dann der Verkäufer Riemer (Markus Mogwitz): ein beflissener A...kriecher, der auch mal eine fulminante „Ferdinand, der pazifistische Stier“-Show abliefert, Und schließlich der Geschäftsführer im feinen Maßanzug: eine Paraderolle (mal wieder) für Frank Wiemann. Alle drei sind nicht die einfach strukturierten Typen, wie sie in einem platten Boulevard-Schwank zu Hause wären. Nein, die drei Vollblutschauspieler von „Stattgespräch“ bringen gekonnt drei Charaktere auf die Bühne, die – ja, sicher! – einen Lachsturm nach dem andern auslösen; die aber auch immer wieder Anlass geben zum Innehalten, zum Nachdenken, für ein Aha-Erlebnis.
Und sei es nur äußerlich, in der Pose: wenn der einfache Lagerarbeiter plötzlich als Denker à la Rodin auf der Bühne sitzt. Er ist aber auch derjenige, der Zeitung liest (und zwar nicht etwa die mit den vier Buchstaben, sondern immerhin das Lokalblatt). Und er ist der Einsame unter den dreien: der Geschiedene, den die Erkenntnis trifft: „Das ist das erste Mal seit Jahren, dass ich an Weih-nachten in Gesellschaft bin“. Dass allerdings die beiden andern von ihren Familien offenbar nicht so sehr vermisst werden, dass die sie suchen lassen würden, diese Erkenntnis muss der Zu-schauer schon selbst gewinnen.

In der Person des Geschäftsführers Bruns wird das Stück zur Versuchsanordnung über das Verhalten von Führungskräften in Extremsituationen. Wiemann verleiht ihm sehr schön ein paar Tics und Macken (z. B. das schon zwanghafte / zur Perfektion getriebene Spiel mit dem schicken Herren-Täschchen), zeigt aber vor allem eine vielschichtige, vielleicht auch nur: gespaltene Persönlichkeit. Dieser Manager hat sehr wohl gelernt, wie wichtig logisches Denken und besonnenes Überlegen ist – zeigt aber deutliche Defizite bei der praktischen Umsetzung. Einerseits ist er in der Kommunikation mit seinen Untergebenen geradezu autistisch und rettet sich nur mit Mühe in Allgemeinplätze („So jung kommen wir nicht mehr zusammen“), wobei auch hier seine Variationsbreite sehr begrenzt ist („Ein schöner Baum. ... Wirklich, ein schöner Baum!). – Andererseits beherrscht er meisterhaft das Prinzip „teile und herrsche“ und weiß seine zwei Leidensgenossen perfekt gegeneinander auszuspielen ....

Nur gut, dass die beiden auch noch den einen oder andern Trumpf in der Hinterhand haben ...

Doch das, wie gesagt, müssen Sie sich selber ansehen! Vielleicht stimmts ja doch, dass Lachen gesund ist. Und vielleicht wünschen Sie Ihren Lieben für’s Neue Jahr nicht nur Ge-sundheit, sondern schenken sie Ihnen auch – wenn schon der Arzt kein Rezept schreibt. Bis Silvester wird „Herren“ noch gespielt. Und ein paar wenige Karten soll’s angeblich noch geben.
 

Lippe aktuell am 16. Dezember 2015

Die letzte Spülung

STATTGESPRÄCH setzt die Komödie „Herren“ ab

Lemgo (ag). "Es war definitiv das letzte Mal", bekräftigte Frank Wiemann, Leiter der Freien Theatergruppe "Stattgespräch" nach der Vorstellung am vergangenen Sonntagabend. Am 15. Oktober 2005 hatte die Lemgoer Theatergruppe im Kulturbahnhof ihre fulminante WC-Premiere mit der Erfolgskomödie "Herren". Zehn Jahre, 82 ausverkaufte Vorstellungen und über 10.000 begeisterte Zuschauer später soll nun Schluss sein.

"Wir glauben, dass es genug ist. Das Bühnenbild löst sich bereits auf, wir brauchen den Lagerplatz und man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist", brachte es Amateurschaupieler Stephan Gottwald auf den Punkt.

Und es war schön. Weihnachten auf der Herrentoilette. Wer könnte sich das vorstellen? Drei Tage lang Gerüche, die man lieber niemals hätte riechen mögen, klebende und glitschige Gegenstände jeglicher Art und ein leeer Seifenspender Herpes inklusive. Die Komödie "Herren" von Jan Ericson zeigt, wie drei Herren, eingesperrt in einem WC eines Kaufhauses, gemeinsam das Fest der Liebe feiern.

Das vereintlich Wichtigste haben sie dabei: Festmahl, Geschenk, Weihnachtsbaum und Weihnachtsmann. Schwierig: Die drei Herren arbeiten alle im selben Unternehmen, als Lagerarbeiter, Verkäufer und Geschäftsführer.

Stephan Gottwald (Lagerarbeiter), Markus Mogwitz (Verkäufer) und Frank Wiemann (Geschäftsführer) haben am Sonntag (13.12.2015) auf der Bühne noch einmal alles gegeben. Sie überzeugen besonders mit bewundernswertem Timing bei den komödiantichen Höhepunkten des Stückes. Wenn das Gelächter des Publikums zunahm, konnte jeder sicher sein, dass das noch nicht alles war diese Momente wurden ausgekostet und gekonnt auf die Spitze getrieben.

Ohne große Gesten erfreute auch Katrin Brakemeier, als eilige Putzfrau das Publikum. Mit stoischer Gelassenheit, in diesem Zusammenhang kann man vielleicht außnahmsweise von bewundernswerter "Scheißegal"-Haltung sprechen, verteilte sie alles, was in der Herren-Toilette irgendwie eklig erschien mit ihrem einzigen Lappen auf Kleiderhaken, Seifenpender und Türklinken einfach allem, was nicht bei drei auf den Bäumen war.

Die wohl erfolgreichste Theaterproduktion, die je in der Alten Hansestadt inszeniert und aufgeführt wurde, verabschiedete sich unter donnerndem Applaus. Darauf sind die Stattgesprächler mächtig stolz, mit Recht.

Die "Herren" Stephan Gottwald, Markus Mogwitz und Frank Wiemann werden demnächst in neuen witzigen Produktionen im Kulturbahnhof zu erleben sein.