Die Wahrheit (La Vèritè)

oder

Von den Vorteilen, sie zu verschweigen, und den Nachteilen, sie zu sagen.

Eine Komödie von Florian Zeller

Es spielen:
Frank Wiemann (Michael), Doris Weiß (Laura), Markus Mogwitz (Paul) und Stefanie Schöpe (Alice)

Regie & Bühnenbild: Markus Mogwitz

Premiere war am Samstag, dem 1. März 2014 im Kulturbahnhof Lemgo.

 

Lippe News (Internetzeitung) am 02.03.2014

Glänzende Premiere im Kulturbahnhof -

„Stattgespräch“ in Hochform

„Die Wahrheit“ - oder wer kann am besten lügen...

Lemgo. In dem Stück „Die Wahrheit“ gibt es keine Wahrheit. Dü lügst nicht, du sagst nur nicht die Wahrheit... Diese Erkenntnisse zogen sich durch ein Boulevard-Stück, das am Samstagabend mit der „Freien Theatergruppe Stattgespräch“ im ausverkauften Kulturbahnhof in Lemgo eine glänzende Premiere feierte.

Zweieinhalb Stunden Lügen, dass sich die Balken biegen, geschliffene Dialoge und ein grandios aufgelegtes Spielerquartett unter der Regie von Markus Mogwitz verschafften den Zuschauen ein unvergessliches Theatervergnügen. „Schade, das es schon vorbei ist“, so die Meinung vieler, deren Erwartungen an das Stattgespräch einmal mehr voll erfüllt wurden.

Allein die Minik des vermeintlichen Oberlügners Michael alias Frank Wiemann ließ den Abend schon zum Erlebnis werden. Die vier Akteure - Frank Wiemann, Stefanie Schöpe, Markus Mogwitz und Doris Weiß - „leben“ ihre Rollen – kein Bruch, kein Hänger, nahtlose Spannung auf das, was sich dann der eine oder andere wieder an „Unwahrheiten“ ausgedacht haben mag.

Herzhaftes Lachen, das aber durchaus dann und wann im Halse stecken bleibt, weil sich wohl jeder in der einen oder anderen Szene in vergleichbaren Situationen selbst erkennen konnte bzw. musste.

„Der Beste muss zuweilen lügen, zuweilen tut er´s mit Vergnügen“, wird Wilhelm Busch im Programmheft zitiert. Und da hat der gute Wilhelm genau den Kern dieses Stückes getroffen: Um dem anderen nicht wehtun zu wollen, werden „Unwahrheiten“ aneinander geknüpft bis es am Ende zur überraschenden Wahrheit kommt nach dem Motto „Lügen haben kurze Beine“.
Eine hinreißende, höchst raffiniert geschriebene Komödie mit einem geschliffenen, pointierten Dialog, die die Zuschauer bis zum überraschenden Schluss in Atem hält. Zum Schluss tosender Applaus für einen prächtigen Theatergenuss.

Wer schon Karten für die nächsten acht ausverkauften Vorstellungen hat, kann sich schon einmal in Vorfreude wiegen. Für die schon jetzt eingeplanten Zusatzvorstellungen werden die Termine rechtzeitig bekanntgegeben, kündigte Frank Wiemann an.

Der Freien Theatergruppe Stattgespräch ein herzliches Dankeschön für die überaus unterhaltsamen Abend!

 

Lippische Landeszeitung am Dienstag, am 04.03.2014

Erschreckend nah am Leben

Neue Stattgespräch-Produktion hat Zeug zum Klassiker auf der Lemgoer Bahnhofsbühne

Von Andreas Beckschäfer

Zwischen Wahrheit und Lüge passt eine Menge Leben: Mit seiner Inszenierung einer Komödie von Florian Zeller hat das Lemgoer Stattgespräch-Ensemble eine glanzvol-le Premiere gefeiert. Und das ist „Die Wahrheit“!

Lemgo. „Wir sind beide verheiratet – besonders du“, teilt Michael seiner Geliebten, un-glücklicherweise die Gattin seines besten Freundes, mit. Eine Eröffnungsszene, die viel über die großzügige Auslegung moralischer Werte verrät, die der Hauptfigur eigen ist. Denn Michael ist mit seiner Laura freilich keineswegs „weniger“ verheiratet, als Alice mit Paul. Er hat jedoch – im vermeintlichen Gegensatz zu seiner Liebschaft – ein höchst un-verkrampftes Verhältnis zur Lüge: „Klar, du belügst und betrügst deinen Mann, aber das tust du doch für ihn“, formt der Filou den heimlichen Ehebruch dreist zu einer Geste des Anstands um.

Der dem vorzüglichen Kammerspiel zu Grunde liegende Konflikt ist eigentlich trivial: Zwei verheiratete Menschen pflegen neben ihrer Ehe eine amouröse Beziehung – und dass ihre betrogenen Partner einander nicht fremd sind, verkompliziert die Situation. Doch aus dieser vertrauten Ausgangslage für eine klassische Boulevardkomödie voller Verstrickungen bastelt der französiche Dramatiker Florian Zeller eine vielschichtige Lektion über Moral und Anstand. Und die kommt keineswegs verkopft daher, sondern unterhält tempo- und pointenreich durchgängig auf allerhöchstem Niveau.

In der Inszenierung von Markus Mogwitz rückt die ohnehin nah am Leben gebaute und vor einem Allerwelts-Bühnenbild ablaufende Erzählung noch ein Stück näher an die Zuschau-er heran, indem das Geschehen nach Lemgo, Osnabrück und Bielefeld verlegt wird. Fast bedrohlich nah, wie ein (versehentlich belauschtes…) Gespräch in der Pause des Stückes zeigt: „Ich möchte lieber nicht wissen, wie viele da im Publikum sitzen, die sich auf der Bühne wieder erkennen“, meint da ein Mann zu seiner Begleiterin. Die schweigt lächelnd. „Mir wäre das ja viel zu kompliziert und stressig, ständig Ausreden erfinden zu müssen“, ergänzt der Herr noch, bevor die Dame das Thema wechselt.

Dass der von klugen, wortwitzigen Dialogen statt von stumpfem Klamauk geprägte Intrigantenstadl auf der Bahnhofsbühne zu einem gewaltigen Lacherfolg wird, ist zuallererst ein Verdienst von Frank Wiemann. Der Hauptdarsteller spielt den Sturz des überlegenen Manipulators hin zum manipulierten Verlierer mit so hinreißender Wandlungsfähigkeit, dass die Zuschauer vor Begeisterung fast neben ihren Stühlen sitzen. Weil auch Stefanie Schöpe (Alice), Doris Weiß (Laura) und Markus Mogwitz (Paul) den unterschiedlichen Facetten der Wahrheit höchst authentische Gesichter verleihen, besitzt diese gehaltvolle Komödie sämtliche Elemente, um zu einem künftigen Klassiker auf der Bühne der freien Theatergruppe zu werden.

 

Lippe aktuell am 05.03.2014

Eine Wahrheit, die begeistert

Die Theatergruppe "Stattgespräch" zeigte sich in bester Spiellaune

Lemgo (ma). Mit der Wahrheit ist das so eine Sache – vor allem, wenn man mit der Ehefrau seines besten Freundes eine Affäre hat.

So beginnt eine klassische Dreiecksgeschichte, die bei der Premiere im Kulturbahnhof mit witzigen Dialogen, überraschenden Wendungen und vor allem gut aufgelegten Darstellern überzeugte.

"Die Wahrheit – oder von den Vorteilen, sie zu verschweigen, und den Nachteilen, sie zu sagen" lautet der vollständige Titel der aktuellen Theaterproduktion der Lemgoer Gruppe "Stattgespräch". Die Premiere am Samstag begeisterte das Publikum; der Lemgoer Bahnhof war von vielstimmigem Gelächter erfüllt. "Ich bin fürchterlich krank, muss wahrscheinlich den ganzen Tag im Bett verbringen", krächzt Michael in sein Handy – nur halb gelogen, schließlich bleibt er wirklich im Bett. Anstelle der Halsschmerzen leistet ihm zwar seine Geliebte Alice Gesellschaft, aber ein bisschen dehnen kann man die Wahrheit ja… Erwartungsgemäß fliegt die Geschichte von der Krankheit auf, als sich der Kollege bei Michaels Frau Laura nach dem kranken Gatten erkundigt. "Du hast Oliver gesagt, dass du den ganzen Tag im Bett bleiben musst – und ich würde gern wissen, mit wem?" greift Laura das Thema dann wieder auf.

So weit hätte man die Entwicklung vorhersehen können, aber was dann folgt ist ein urkomischer Wirrwarr aus Wahrheiten, Lügen, Erkenntnissen und Beichten, der das Publikum immer wieder überrascht.

Die Situationskomik lebt von den Darstellern. Besonders Frank Wiemann brachte den bedauernswerten, immer mehr verzweifelnden Michael überzeugend rüber. Auch Markus Mogwitz gab seiner Figur, dem betrogenen Freund Paul, viel Wärme und ließ das Publikum zusammen mit Michael bis zum Schluss rätseln, was er wohl weiß, nicht weiß oder zu wissen glaubt. Mogwitz führte bei dem Stück, das aus der Feder von Florian Zeller stammt und 2011 in Hamburg seine deutsche Erstaufführung hatte, auch Regie. Michaels Frau Laura wurde von Doris Weiß gespielt, als Alice stand – oder lag – Stefanie Schöpe auf der Bühne.

Wahrheit, Lüge und doppelte Moral sind die Themen, die in der Komödie mit viel Wortwitz diskutiert werden. Dabei hält das Stück der Gesellschaft einen Spiegel vor: Ist es am Ende sogar besser, mit der Unwahrheit zu leben? Wie viel Gewissen verträgt eine Affäre, wie viel Lüge – und wie viel Ehrlichkeit – hält eine Freundschaft aus?

Vor allem gelingt es aber, alle Figuren sympathisch darzustellen. Selbst der gehörnte Ehemann Paul kommt davon, ohne seine Würde zu verlieren. Und Michael bleibt, trotz allem, ein guter Freund. Für alle, die das Stück selbst noch erleben möchten, gibt es die berühmte "schlechte und gute Nachricht": Alle acht Vorstellungen sind ausverkauft, es soll aber zwei zusätzliche Vorstellungen noch in dieser Spielzeit geben, die Termine werden noch bekanntgegeben.

 

NEUE WESTFÄLISCHE am 23.05.2016

Ensemble aus Lemgo überzeugt mit Komödie  "Die Wahrheit" das Publikum in Bünde

Zeitgenössische Komödie unterhielt am Samstagabend die Gäste im Universum

von Nicolas Bröggelwirth

Bünde. Sichtlich stolz zeigte sich Universum-Chef Dirk Kaiser bei dieser Veranstaltung: "Ich habe etwas Gutes fürs Theater im Amateur-Bereich gesucht, ähnlich wie die "Stichlinge" für das Kabarett." Mit dem "Stattgespräch" aus Lemgo hat er dabei ein sehr gutes Händchen bewiesen.

Die Gruppe wurde im Sommer 1996 gegründet, hat bisher über 50 Stücke mit mehr als 1.000 Aufführungen gespielt und ist eines der wenigen Theater, das ohne öffentliche Subventionierung überlebt. Das Ensemble betreibt im Kulturbahnhof ein eigenes Haus mit 120 Sitzplätzen.

Seit seiner erfolgreichen Deutschlandpremiere im Jahr 2011 im St. Pauli Theater Hamburg, kurz nach seiner Uraufführung in Paris, ist "Die Wahrheit" vom französischen Dramatiker Florian Zeller auch auf heimischen Bühnen gerne gesehen. Der 30-Jährige schrieb damals sein erstes Stück, veröffentlicht mittlerweile jedes Jahr ein weiteres und ist inzwischen Professor für Literatur in Paris. Mag es oberflächlich ein bloßes Lustspiel sein, grinst einem aber doch Moliere aus jeder Ecke der Kulisse heimlich entgegen. Denn auch Zeller hat hinter den Lachern ein handfestes moralisches Interesse.

Die Handlung lässt sich genauso lang zusammenfassen wie das Stück selbst. Oder auf diese Weise: Zwei Pärchen, jeder schläft mit dem Partner des anderen. Oder doch nicht? Lüge. Wahrheit. Intrige. Chaos. Lustig. Oder nach Heinrich Heine: "Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie ewig neu." Die vier Darsteller Frank Wiemann (Gründer vom "Stattgespräch" und Produzent), Doris Weiß, Stefanie Schöpe und Markus Mogwitz (Auch Bühnenbild und Regie) haben auf jeden Fall sichtlich Spaß an den neueren Aspekten des Stoffes. Schließlich gibt es weder Wahrheit noch Unwahrheit. Es gibt schlichtweg keine Dimension dafür. Das Lügner-Paradoxon von Aristoteles bis Philip Jourdain wird auf eine soziale Ebene projiziert. So ist das Stück auch sicherlich nicht brüllend komisch, aber für einen ganzen Abend bekommt man das Grinsen beim Beobachten der Protagonisten einfach nicht aus dem Gesicht.

Wenn ein Stück fast nur aus Dialogen besteht, müssen diese auch nicht nur verständlich sein, sondern auch besonders gut transportiert werden. Schwächen werden bei der Erfassung des Konnexes dabei nicht verziehen. Die Schauspieler beherrschen ihr Tempo sehr gut, die Pointen kommen an, die realitätsentlehnte Dramaturgie lässt kaum Längen aufkommen. Wiemanns Interpretation des Michaels merkt man an, dass er ein großer Freund von Loriot ist, was dem Stück sehr gut tut. In all seinen unsichereren Verwirrungen, ummantelt von einer trügerischen Überheblichkeit, bleibt die Figur sehr randscharf und als solche bis ins Detail logisch, als die inhaltliche Logik, genervt von ihrer Überforderung angesichts von gleich vier Menschen, selbst schon längst den Saal verlassen hat.

Allein mit diesem Stück hat das Lippische Ensemble bewiesen, dass es modernes Theater begriffen hat. Nicht ganz mühelos, aber dennoch trittsicher gehen sie auf dem Drahtseil, dessen Abgründe in die überintellektualisierte Avantgarde oder das banale Volkstheater führen. Moliere und Loriot würden applaudieren.

Auch das Publikum zeigte sich an diesem Abend zufrieden und sehr gut unterhalten. Dirk Kaiser: "Ich werde versuchen, das "Stattgespräch" in der übernächsten Spielzeit wieder engagieren zu können."

 

Westfalen Blatt am 24.05.2016  (Auszüge)

Lügner unter sich

Ensemble „STATTGESPRÄCH“ überzeugt mit der Komödie „Die Wahrheit“



Von Henning Tonn

Bünde (BZ) Gleich vorab, es war ein köstlicher Abend, für 140 sich hervorrragend amü-sierende Zuschauer, im Universum. Die Lemgoer Schauspieltruppe STATTGESPRÄCH, debütierte auf der Bündner Bühne und überzeugte restlos- was unschwer an den Lachsalven und dem langen Schlussapplaus zu erkennen war..

Das DFB-Pokal-Endspiel Dortmund gegen die Bayern, Kirmes in Bünde und ein traum-haft milder Vor-Sommerabend: Wer bitte kommt da eigentlich auf die Idee, ein typisches Boulevardstück im Universum anzusehen? Immerhin weit über 100 Komödienfreunde, die mit einer nur scheinbar harmlosen Story um „Die Wahrheit“ und großartigen schauspielerischen Leistungen der vier Hauptakteure, für ihr Erscheinen mehr als belohnt wurden…

Das feine Gesprür für die richtige Auswahl und Nachfrage nach Kultur und Künstlern, kann Organisator Dirk Kaiser und seinen Mitarbeitern vom Universum wahrlich niemand absprechen.

Aufgrund der großen Nachfrage wird die Inszenierung nochmals verlängert!

Weitere Vorstellungen finden in der Spielzeit 2016/ 2017 im Kulturbahnhof Lemgo statt.