Der Kredit - Presse

Eine Komödie von Jordi Galceran


Es spielen:
Frank Wiemann (Fillialleiter Herr Goetz),
Markus Mogwitz (Kreditnehmer Herr Schmidt)

Regie & Bühnenbild: dieselbigen

Die Premiere war am Samstag, dem 2. April 2016 im Kulturbahnhof Lemgo.


Lippische Landes- Zeitung am 04.04.2016

Die angedrohte Verführung

Das Freie Lemgoer Theater STATTGESPRÄCH überzeugt mit einer packenden Aufführung von "Der Kredit".
Das Stück von Jordi Calceran setzt sich humorvoll mit Arm und Reich auseinander

Von Thomas Dohna

Sich Geld zu leihen, ist nicht immer einfach. Eine Sicherheit muss her. Mit anderen Worten: Wer Geld haben will, muss Vermögen besitzen. Das Freie Theater STATTGESPRÄCH bot mit dem Stück „Der Kredit" von Jordi Calceran im Kulturbahnhof einen komödiantischen Zugriff auf das Thema. 

Für den Bänker Herrn Goetz sieht es nach einem ganz gewöhnlichen Tag aus. Es sind ein paar Mails zu bearbeiten, vor allem könnte sich Herr Goetz seinen privaten Interessen widmen, wenn da nicht Herr Schmidt gekommen wäre. Anton Schmidt möchte einen Kredit, um eine finanzielle Unpässlichkeit zu überwinden. Herr Goetz lehnt das Ansinnen ab, weil Herr Schmidt keine Sicherheiten vorweisen könne. Alles scheint für Herrn Goetz so einfach, so klar. Doch der Kunde lässt sich nicht abwimmeln. Er deutet an, dass er, sollte er den Kredit nicht bekommen, Goetz’ Frau verführen werde.

Der hält das zunächst für einen Witz, dann für Unsinn und später irgendwie doch für möglich – und begeht den Fehler seines Lebens: Er ruft seine Frau an und erzählt ihr von dem Kunden und seiner Drohung. Er ahnt nicht, dass er sich damit heillos in einem Netz verfängt, das schon längst über ihm aufgespannt ist.

Frank Wiemann spielt den Herrn Goetz. Im blassblauen Anzug gekleidet, mit modischen hellbraunen Schuhen an den Füßen, die den Provinz-Bänker von Welt kennzeichnen, selbstsicher in seinem Tun und etwas gelangweilt davon. Frank Wiemann ist Goetz. Routiniert versucht er den Kunden abzuspeisen. Die Bewegungen, die Haltung, der Gesichtsausdruck, die Reaktion des Publikums zeigt: Wiemanns Darstellung des Bankers ist prototypisch, so einen hat jeder im Umgang mit seiner Bank schon einmal erlebt. Der Kunde in der Gestalt von Markus Mogwitz scheint erst einmal bekannt: Mit Plastiktüte an der Hand, etwas abgerissen, die Kleidung irgendwie zusammengehauen. Ein finanziell schwacher Kunde.

Wie beiläufig Schmidt/Mogwitz dann aber die kleine Drohung der Verführung in den Verstand des Bänkers setzen, ihn ins Schwitzen bringen und aus seiner Selbstsicherheit werfen kann, hat Stil. Mogwitz hält seine Figur immer ein wenig oberhalb der Wasserkante, selten lässt er Schmidt erschüttert aussehen. Immer vermittelt er, dass seine Figur ihr Ziel fest im Blick behält: den Kredit zu bekommen. Wiemann lässt seinen Goetz nach und nach hinabrutschen, zeigt dessen im Verlauf des Stückes steigende Verzweiflung in vielen Details. Das Publikum leidet mit ihm.

In drei Szenen spielt sich das Stück ab. Nach der ersten, dichten und intensiven Szene zeigt die zweite ein paar stückbedingte Längen, bis in der dritten Szene die Sache noch einmal zur Hochform aufläuft. Viel Applaus vom begeisterten Publikum.

Foto: Thomas Dohna

 

Lippe aktuell am 09.04.2016

Geld oder Liebe

Gelungene Premiere der Komödie "Der Kredit"

Von Anja Gedeik

Das liebe Geld ist nicht alles. Doch wer es nicht hat, dem kann das Leben übel mitspielen. Die Geschichte, die in der Komödie "Der Kredit" erzählt wird, dreht sich aber nicht nur um Geld. Werte wie Vertrauen, Moral und Liebe spielen eine große Rolle.

Die Komödie stellt ungewöhnlich große Fragen: Was wäre man bereit aus Liebe zu tun? Was würde man für Geld tun? Was ist beängstigender: ein Leben ohne Geld oder ein Leben ohne Liebe?

Die freie Theatergruppe Stattgespräch hat am vergangenen Wochenende im Kulurbahnhof mit der Komödie "Der Kredit" erneut eine gelungene Inszenirung auf die Bühne gebracht.

Es ist die Geschichte von zwei Mänern, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Der eine möchte unbedingt einen Deal machen, der andere möchte das auf gar keinen Fall: Der selbsternannte Don Juan und Habenichts Herr Schmidt mit "dt" (gespielt von Markus Mogwitz) möchte einen Kredit vom kühlen, in geordneten Verhältnissen lebenden Bank-Filialleiter Goetz (dargestellt von Frank Wiemann). Und was tut man nicht alles für Geld?

Markus Mogwirtz gefällt als selbstverliebter und frecher Bittsteller, der, um an sein Geld zu kommen, bereit ist alles zu tun. So wird der nicht genehmigte Kredit der Anstoß für ein wahres Erdbeben im Leben des Filialleiters.

Wie zwei Gockel plustern sich beide auf und blasen zum Gefecht. Das Schauspiel von Jordi Galceran ist voll mit rasanten Wendungen, unerwarteten Vollbremsungen und raffinierten Finten.Von Anfang an werden Spuren gelegt, auf denen sich der Zuschauer bisweilen leicht verirren kann.

Szenenapplaus erfüllt den Saal als sich der Leiter der Theatergruppe, Frank Wiemann (Filialeiter), so richtig ins Zeug legt: Als auch das hundertste "Nein" des Filialleiters Goetz einfach nicht akzeptiert wird und ihm die Worte der Ablehnung beinahe auszugehen drohen, spielt sich Frank Wiemann in einen wunderbar verrückten Rausch der verschiedenen Ausdrucksformen des Wortes "Nein". Hilflos und wahnsinnig brüllend lässt sich er sich schon gefährlich rot angelaufen erschöpft in einen Stuhl fallen. Als donnernder Applaus des begeisterten Publikums den beiden leidenschaftlich aufspielenden Darstellern Frank Wiemann und Markus Mogwitz am Ende des Stückes entgegenschlägt, ist die Anspannung, die vor allem von Frank Wiemann abfällt, im Saal nahezu greifbar.

Die Theatergruppe hat wieder einmal einen guten Griff bei der Auswahl des Stückes getan und eine gelungene Vorstellung auf die Beine gestellt.

Regie haben die beiden Darsteller selbst geführt, unterstützt von Liane Kreye, ebenfalls Darstellerin bei der Lemgoer Theatergruppe. "Sie war bei jeder Probe dabei und hat uns angetrieben: ´Hier muss mehr Tempo rein - hier muss es raus!´", bemerkte Frank Wiemann dankbar.

Auch das Publikum feierte den schönen Premierenabend mit viel Beifall.

So sind denn auch alle weiteren Termine von "Der Kredit" bereits ausverkauft. Einzig für die Zusatzvorstellung am Samstag, 23. April, um 19.30 Uhr gibt es bei der freien Thea­tergruppe Stattgespräch unter Restkartentelefon (05261) 217 458 noch Tickets.

 

Weitere Vorstellungen von „Der Kredit“ werden in der Spielzeit 2016/ 2017 folgen.