Pressespiegel

Illusionen einer Ehe

Ein Stück in drei Akten von Eric Assous

Deutsch von Kim Langner

Es spielen:
Kathrin Wolters (Jeanne), Frank Wiemann (Maxime) und Torge Hoffmann (Claude)

Regie: Ulrich Holle

Die Premiere war am Samstag, dem 22. April 2023 im Kulturbahnhof Lemgo.

Lippische Landeszeitung am 24. April 2023

Vom Katz-und-Maus-Spiel der Liebe

Von Thomas Krügler

In der Bergpredigt bewertet Jesus schon das lüsterne Ansehen einer anderen Frau als Ehebruch. Im Altertum durften Männer mehrere Frauen haben, während der Ehebruch einer Frau mit dem Tode bestraft wurde. Jesus bewahrt eine Ehebrecherin vor dem Tod, indem er diese bigotte Männermoral entlarvt. Diese scheinbar weltmännische Doppelmoral entlarvt auch die Komödie „Illusionen einer Ehe“ von Eric Assous, mit der die Freie Theatergruppe „Stattgespräch“ in ihrer 69. Eigenproduktion im Kulturbahnhof eine brillante Premiere gefeiert hat. In den Hauptrollen wirken Kathrin Wolters (Jeanne) und Frank Wiemann (Maxime) als konfliktbeladenes Ehepaar kongenial zusammen. Torge Hoffmann (Claude) meistert als Freund der beiden sein Debüt in einer umfangreichen Rolle.

Der französische Theaterautor Eric Assous (1956-2020) legt Spannung und Humor in diesem Dreipersonenstück theatralisch zusammen und amüsiert das Publikum mit verbalen Gefechten. In seiner bittersüßen Komödie aus Paris „Illusionen einer Ehe“ von 2009 steuert er dem zeitlosen Thema Fremdgehen eine freche Variante bei. Laut Umfrage betrügen rund 30 Prozent aller Verheirateten ihren Partner. Beginnt das schon in Gedanken, beim Küssen oder erst beim Sex? Sind Seitensprünge verzeihlich und eine längere Affäre schlimm? Hat Oscar Wilde recht, dass zur glücklichen Ehe mehr als nur zwei Personen gehören? Um diese Fragen dreht sich die spannungsvolle Konversation, die Regisseur Ulrich Holle, der am Montag seinen 80. Geburtstag feiert, wunderbar inszeniert hat.

Retourkutsche folgt umgehend

Die Ehe von Jeanne und Maxime ist dabei nicht mehr ganz taufrisch, doch eigentlich sind sie glücklich. Eines Tages lockt die Neugierde – und Jeanne, die von Kathrin Wolters gekonnt kokett und listig gespielt wird, fordert eine Bestandsaufnahme: „Du gestehst mir deine Seitensprünge, dann gestehe ich dir meine. Wie viele genau waren es?“ Die Frage schockiert den trauten Ehemann und bringt ihn in Verlegenheit. Die Retourkutsche folgt umgehend. Während er nach langem Zögern einige Seitensprünge gesteht, bekennt sie sich zu einer allerdings neunmonatigen Liebesaffäre. Das bringt den eifersüchtigen Maxime zum Kochen, den Frank Wiemann dynamisch aufbrausend in Szene setzt.

Im kriminalistischen Eifer nimmt er Jeanne in die Mangel, um unbedingt den Namen des einstigen Nebenbuhlers erfahren. Jeanne scheint es Freude zu bereiten, den Verdacht zu nähren, um sich gleich darauf wieder zu distanzieren. Als sein langjährige Freund Claude, dezent charmant von Torge Hoffmann verkörpert, das delikate Szenario betritt, beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem sich Wahrheit und Verschweigen im amourösen Dreieck belauern. Ein Triathlon aus kleinen giftigen Rachepfeilen, falsch gelegten Fährten und hinterlistig gestreuten Andeutungen hält den Spannungsbogen bis zum Schluss.

Gehobenes Boulevardtheater

Vom ersten Augenblick an fesselt die Konversationskomödie in bester Textverständlichkeit, und die Schauspieler agieren in Perfektion. Die Figuren sind eindrücklich in Szene gesetzt. Sie lassen sich genügend Zeit, die Charaktere zu entwickeln und kosten die feine Ironie dieses gehobenen Boulevardtheaters aus. Manchmal wird dem Zuschauer richtig schwindelig vom hintergründigen Wort-Witzgefecht, das dem Betrachter im amüsanten Verwirrspiel einen Spiegel vorhält.

Das Bühnenbild, das Frank Wiemann entworfen hat, zeigt ein nobles Wohnzimmer mit langem Putin-Tisch, an dem das Ehepaar distanziert sitzt und sich unterhält. An der Wand hängen zwei barocke Gemälde, die einen nackten Mann und eine nackte Frau porträtieren. Wohlgesittetes und leicht Vulgäres hängen dicht beieinander und durchziehen unterschwellig die Handlung. Schließlich sollen die Protagonisten die Hosen runterlassen und voreinander die nackte Wahrheit offenbaren. Es geht nicht um Moral, sondern um die Frage, wer die entblößende Wahrheit unter Wahrung der Contenance besser erträgt. Das Publikum begeisterte dieses wahrhaftige Theatervergnügen.

 

Weitere Vorstellungen soll es in der Spielzeit 2023/2024 geben. Die Termine werden im Sommer bekannt gegeben.

Lippische Wochenschau am 27. April 2023

Mit der Treue ist das so eine Sache

von Gabi Becker
(Auszüge)

Am vergangenen Samstag wurde die Premiere von „Illusionen einer Ehe“ im STATTGESPRÄCH von den Zuschauern begeistert gefeiert… Wo fängt Fremdgehen an? Ist eine lange Affäre schlimmer als eine Kurze?

Neben toller Schauspielkunst amüsierten die verbalen Ehe- und Freundesgefechte das Publikum. Bei dem ein oder anderen regt dieses unterhaltsame Stück letztendlich vielleicht zum Nachdenken an…

Die Rollen waren bestens auf die drei Schauspieler Frank Wiemann (Maxime), Torge Hoffmann (Claude) und Katrin Wolters (Jeanne) zugeschnitten.

 

Lippische Wochenzeitung/ DERLEMGOER.DE  am 29. April 2023

Stattgespräch präsentierte mit „Illusionen einer Ehe“
wieder eine tolle Premiere

von Andreas Leber

Am vergangenen Samstag war im Lemgoer Kulturbahnhof wieder einmal große Premiere. Es stand das Stück „Illusionen einer Ehe“ aus der Feder des Franzosen „Eric Assous“ auf dem Spielplan. Mit dem Autor hatte die Theatergruppe schon einige gute Erfahrungen gemacht. Im Jahr 2018 spielte das Ensemble das Erfolgsstück „Unsere Frauen“ und 2019 folgte die satirische Komödie „Der rechte Auserwählte“. Für das aktuelle Stück wurde der Autor sogar mit dem französischen Theaterpreis „Moliére“ ausgezeichnet. Die Uraufführung fand am 22. September 2009 Théâtre L’Oeuvre (Paris) statt und die Deutsche Erstaufführung war am 12. Januar 2011 in der Komödie im Marquardt (Stuttgart). Leider verstarb der Autor unerwartet am 12. Oktober 2020 in Paris. Theatergründer Frank Wiemann stand nach einem Wechsel in der Besetzung wieder selbst auf der Bühne und entwarf auch das noble Bühnenbild der Konversationskomödie.

Die Regie lag in den bewährten Händen von Ulrich Holle. „Illusionen einer Ehe“ ist das vierte Stück der aktuellen Spielzeit und die 69. Eigenproduktion der gefeierten Lemgoer Theatergruppe. In der sehr unterhaltsamen rund 120 Minuten (inkl. einer Pause nach dem 2. Akt) dauernden Inszenierung dreht sich in dem Dreipersonen-Stück alles um Maxime (Frank Wiemann) und seiner Frau Jeanne (Kathrin Wolters). Leider hat ihr gemeinsamer ehelicher Umgang etwas Abgeklärtes bekommen. Eines Tages fordert dann Jeanne von ihrem Gatten eine Art „Bestandsaufnahme“, mit wie viel Frauen er fremdgegangen sei? Ihr Mann Maxime gibt zögernd einige außereheliche Begegnungen zu, möchte aber im Gegenzug auch von seiner Gattin eine Zahl wissen. Sie gesteht ihm daraufhin einen Seitensprung, der jedoch über neun Monate andauerte. Sie ist aber nicht bereit mehr darüber zu erzählen oder den einen Namen zu nennen. Als zufällig der gemeinsame Freund Claude (Torge Hoffmann) anruft und Jeanne zum Tennisspielen einladen möchte, wittert Maxime seine Chance. Er lädt ihn kurzerhand zum Essen ein. Jeanne entzieht sich erst einmal diesem Treffen und als sie später dazu kommt, hat sich der zunächst freundschaftliche Plausch zu einem regelrechten Verhör entwickelt. Es entwickelt sich ein Katz-und-Maus-Spiel bei dem sich das Publikum sehr amüsiert fragt: Wer ist denn nun der „Eine“? Viele weiteren Fragen wirft dieses Stück auf. Wo beginnt ein Betrug und ist es schlimmer mit einer Person mehrfach fremdzugehen oder mehrere einmalige, außereheliche Abenteuer zu unterhalten?

Die Inszenierung ließ keine Sekunde Langeweile aufkommen und das Publikum der ausverkauften Premierenvorstellung fieberte auf den Schlusspunkt hin.

Alle drei Darsteller glänzten überzeugend in ihren Rollen.

Bekanntlich beinhalten die Stücke der freien Theatergruppe Stattgespräch seit über 26 Jahren in Lemgo spannende Dialoge, Witz, Ernsthaftigkeit und oftmals auch eine gehörige Portion Ironie. Laut dem Programmheft hat es 2020 eine Umfrage zu Untreue in der Partnerschaft in Deutschland gegeben. 12 Prozent der Frauen und 18 Prozent der Männer seien wohl schon einmal in Versuchung gekommen. Weiterhin ergibt sich auch das 43 Prozent der Menschen der Meinung sind, das Fremdgehen schon beim Küssen beginnt. Rund 25 der Menschen sind hingegen der Meinung, dass Fremdgehen erst beim Sex beginnt.

Das „Illusionen einer Ehe“ auch den Nerv der Zeit anspricht zeigt, dass alle drei Vorstellungen der laufenden Spielzeit bereits ausverkauft sind. Aber das Ensemble verspricht schon jetzt, dass das Stück in der nächsten Spielzeit ab Herbst mit weiteren Vorstellungen in Lemgo wieder auf die Bühne kommen soll.

Ein Vorstellungsbesuch lohnt sich allemal!

 

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