
Pressespiegel
Das Abschiedsdinner
(Un diner d`adieu)
Eine satirische Komödie von Matthieu Delaporte & Alexandre de la Patellière
Deutsche Übersetzung von Georg Holzer
Es spielen:
Frank Wiemann (Pierre), Kathrin Wolters (Clotilde), Stephan Gottwald (Antoine) und Doris Weiß (als Bea im Bilderrahmen)
Regie:
Katrin Brakemeier
Die Premiere war am Samstag, dem 15. Februar 2025 im Kulturbahnhof Lemgo.
Lippische Landeszeitung am 19. Februar 2025
Therapie mit Schlagabtausch
von Thomas Krügler
– Auszüge –
Stattgespräch denkt in der Komödie „Das Abschiedsdinner“ über Freundschaft nach. Die Freie Theatergruppe überzeugt mit Charme, Witz und einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik.
Freundschaften sind ein essenzieller Bestandteil unseres Lebens. Doch wie lange halten sie noch in unserer schnelllebigen Zeit, in der Partnerschaften schon digital per Mail beendet werden. Damit eine Freundschaft hält, ist es wichtig zu akzeptieren, dass sich Menschen und Umstände ändern. Das ist nicht automatisch das Ende einer Freundschaft, Veränderungen können ihr sogar guttun. Manchmal trennen sich Wege, manchmal gibt es ein Wiedersehen und bei anderen macht eine Veränderung das Bündnis sogar stärker.
Dieser Thematik stellt sich die französische Komödie „Das Abschiedsdinner“ von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière, die die Freie Theatergruppe Stattgespräch inszeniert hat.
Die ausverkaufte Premiere im Lemgoer Kulturbahnhof belegt das große Interesse am Stück und die Qualität des Ensembles, das mit Charme, Witz und einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik die Zuschauer begeisterte.
Das Feuerwerk an Wortwitz, Situations- und Körperkomik, das hier drei echte Vollblüter auf die Bühne brachten, ließ kein Auge trocken.
Die Handlung führt ins Wohnzimmer von Pierre (Frank Wiemann) und seiner Frau Clotilde (Kathrin Wolters), die eine besondere Idee aufgreifen: Ein „Abschiedsdinner“ für Freunde, die sie loswerden wollen, um Zeit zu sparen. „Freundschaftsoptimierung“ – so könnte man beschreiben, was das Ehepaar vorhat. Als Pierre seiner Frau von der Idee ihres Bekannten Boris erzählt, ein Abschiedsdinner für Freunde zu geben, die man loswerden will, weil sie mehr eine Verpflichtung als ein Vergnügen geworden sind, ist sie begeistert. Sie schmieden ebenfalls den Plan, „auszumisten“. Immerhin kosten Freundschaften Zeit und gerade berufstätige Menschen haben nur eine begrenzte „V.Z.F“ (Verfügbare Zeit für Freunde).
Als Versuchskaninchen dient Antoine (Stephan Gottwald). Alles ist vorbereitet für die letzte Henkersmahlzeit: sein Lieblingsessen, ein Foto seiner Frau Bea (Doris Weiß) und der passende Jahrgangswein, ein edler Tropfen von 1971 …
Doch das vermeintlich letzte Abendmahl läuft anders als geplant. Der therapieerfahrene Antoine durchschaut das falsche Spiel, dreht den Spieß um und versucht, die alte Freundschaft zu retten. Es kommt zum pointenreichen Schlagabtausch mit überraschendem Finale, bis eine Handvoll Erdnüsse die kathartische Läuterung einleitet.
Das Ensemble meistert die Gratwanderung zwischen humorvoller Leichtigkeit und nachdenklicher Tiefe mit Bravour. Frank Wiemann und Kathrin Wolters harmonieren perfekt als modernes Ehepaar, das zwischen Zynismus und praktischer Vernunft schwankt. Stephan Gottwald als Antoine bringt die notwendige Portion Emotion ins Spiel und sorgt für einige der besten Momente des Abends. Kathrin Wolters urkomische Augensprache und Mimik ist eine absolute Bereicherung. Frank Wiemann beherrscht in seinem Monolog auch die leisen, anrührenden Töne, als er voller Verlegenheit den Abschied von seinem alten Schulfreund Antoine (Toni) zu begründen versucht.
Regisseurin Katrin Brakemeier hat mit ihrer Inszenierung ein lebendiges Tempo vorgelegt und dem französischen Originaltext mehr Dynamik und Witz verliehen. Die Handlung ist im perfekten Timing auf den Punkt gebracht. Die Dialoge sind pointiert, die Situationskomik ist fein herausgearbeitet und das Thema trifft ins Schwarze. Die Emotionen wirken authentisch und nichts ist übertrieben aufgeblasen. Die unter der Oberfläche brodelnden individuellen Befindlichkeiten der drei Protagonisten werden säuberlich herausgearbeitet.
Das Ensemble überzeugt sprachlich, gestisch sowie mimisch im perfekten Zusammenspiel und hält den Spannungsbogen bis zum Schluss.
Besonders gelungen ist Stephan Gottwalds Bühnenbildgestaltung, die die Intimität und Heimeligkeit eines freundschaftlichen Dinners einfängt. Das Setting unterstützt die Handlung ideal, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.
„Das Abschiedsdinner“ ist mehr als eine einfache Boulevardkomödie – es ist eine Reflexion über Beziehungen, Prioritäten und den Wert von Freundschaft.
Lippische Wochenzeitung (online) am 25. Februar 2025
„Das Abschiedsdinner“ feiert Premiere im Stattgespräch
Andreas Leber
– Auszüge –
Lemgo. Mit der Inszenierung von Matthieu Delaportes und Alexandre de la Patellières sarkastischer Komödie „Das Abschiedsdinner“ hat das Lemgoer Theater Stattgespräch am vergangenen Samstag im Kulturbahnhof einen großen Erfolg gefeiert und eine fulminante Premiere hingelegt.
Freundschaften sind wichtig und sollten gepflegt werden – doch sie kosten auch Zeit, eine zunehmend knappe Ressource in der modernen Welt. Es gibt enge Freunde, wahre Freunde – und solche, die man eher aus Gewohnheit behält. In welche dieser Kategorien der langjährige Freund Antoine (Stephan Gottwald) gehört, muss Gastgeber Pierre (Frank Wiemann) an diesem Abend noch herausfinden.
Pierre und seine Frau Clotilde (Kathrin Wolters) haben beschlossen, sich von „nervigen“ Freunden zu trennen – auf elegante Weise mit einem Abschiedsdinner. Ihre Idee: ein perfektes letztes Treffen, das den Eindruck hinterlässt, man habe sich einfach auseinandergelebt. Als erste „Opfer“ wählen sie Antoine und Bea (Doris Weiß) aus. Doch was als raffinierter Plan beginnt, gerät schnell aus dem Ruder: Der Abend nimmt eine unerwartete Wendung und entwickelt sich zu einer Kette zwischenmenschlicher Katastrophen – voller peinlicher Momente, offener Konfrontationen und absurder Situationen.
Frank Wiemann brilliert als Pierre, insbesondere in seinem humorvollen, aber inhaltlich völlig sinnfreien Entschuldigungsmonolog. Er verkörpert mit großem Geschick die innere Zerrissenheit eines liebenswerten, aber schwachen Charakters.
Kathrin Wolters als Clotilde glänzt in ihrer Rolle als resolute Gastgeberin, die scheinheilige Freundschaftsfloskeln mit großer Glaubwürdigkeit darbietet.
Stephan Gottwald überzeugt als Antoine, der als ahnungsloses „Opfer“ mal bemitleidet, mal als störend empfunden wird – eine Rolle, die das Publikum zwischen Mitleid und Irritation schwanken lässt. Doris Weiß als Bea ist zwar nur in Form eines silbernen Bilderrahmens präsent, hinterlässt aber dennoch Eindruck.
Regisseurin Katrin Brakemeier ist es hervorragend gelungen, nach einer langen Probenphase ein mitreißendes, authentisches Bühnenerlebnis zu erschaffen. Das Ensemble agiert auf einer beeindruckend gestalteten Bühne mit großer Spielfreude – was das Publikum mit langanhaltendem Applaus belohnte.
Ein wunderbares Theatervergnügen für alle, die Freundschaften pflegen und an wahre Verbundenheit glauben.
Da bereits alle Vorstellungen bis April ausverkauft sind, wird es in der Spielzeit 2025/26 weitere Aufführungen von „Das Abschiedsdinner“ geben.