Sechs Tanzstunden in sechs Wochen - Presse

Eine leichtfüßige amerikanische Komödie von Richard Alfier

Es spielen: Liane Kreye (Lilly) und Markus Mogwitz (Michael)

Bühnenbild: Markus Mogwitz, Frank Wiemann

Choreographie: Stefan Schlattmeier, Rolf Andreas Laubert

Regie: Frank Wiemann

Die Premiere war am Samstag, dem 14. März 2015 im Kulturbahnhof Lemgo.

 


 

Lippenews (Internetzeitung) -Auszüge- Sonntag, 15. März 2015

Glanzvolle Premiere beim Stattgespräch 

Liane Kreye und Markus Mogwitz in Höchstform

Als „leichtfüßige amerikanische Komödie“ angekündigt, entpuppte sich die Premiere von“Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ am Samstagabend im Kulturbahnhof Lemgo doch dann und wann als „schwere Kost“



Das beziehungsreiche Duo zwischen älterer Dame und relativ jungem Tanzlehrer deckte viele Höhen und Tiefen zwischenmenschlichen Schicksals auf und ließ einem trotz witziger Dialoge immer wieder die Lust auf ausgelassene Fröhlichkeit im Hals stecken. Zu realistisch waren die Einlassungen zwischen Leichtigkeit und realem Leben aufgezeichnet worden. .

 
Trotzdem eine tolle Premiere, in der die beiden Hauptakteure Markus Mogwitz und Liane Kreye glänzten. Ohne Markus Mogwitz nun eine geringere Leistung absprechen zu wollen – er hat in vielen anfderen Produktionen schon seine „Professionalität“ nachgewiesen – sei die Leistung von Liane Kreye über die gut zwei Stunden währende Aktion hervorgehoben. Grandios, wie sie in ihrem Alter genau die Position der Hauptakteurin lebte. Einfach genial. Davor sei der imaginäre Hut bis aufs Tiefste gezogen.

Genial die Tanzeinlagen, bestens choreografiert und passend zu den zwischenmenschlichen Beziehungen als verbindende Dämpfer eingestreut 

In leichtfüßigen, schnellen Dialogen erzählt Sechs Tanzstunden in sechs Wochen pointenreich vom Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen zwei komplizierten Charakteren und von der Entdeckung eines der charmantesten Tanzpaare seit Ginger Rogers und Fred Astaire.

Sämtliche Aufführungen sind bereits ausverkauft. Ein Beweis mehr dafür, dass die Produktionen des Stattgesprächs hohes Vertrauen genießen – und das ist auch gut so. 

 

Lippische Landeszeitung (Auszüge) Dienstag, 17. März 2015

"Stattgespräch"-Premiere ist berührend

Von Andreas Beckschäfer

Lemgo. Die freie Theatergruppe „Stattgespräch“ hat im Bahnhof das Stück „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ zur Premiere gebracht. Eine großartige Inszenierung, deren nächste Aufführungen ausgebucht sind. Doch das Stück soll in die nächste Spielzeit übernommen werden. Das steht schon fest.

Lily Harrison, ehemals Lehrerin, nun Rentnerin, hat „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ gebucht - und lernt dabei mehr als das Tanzen. Autor Richard Alfieri schickt in seinem Erfolgsstück zwei Figuren mit ausgeprägten soziopathischen Zügen in den Kampf. Sie werden gekonnt gespielt von Liane Kreye und Markus Mogwitz, die außerdem wirklich gekonnt miteinander tanzen. Das ist zweifellos ein Verdienst der Choreographen Stefan Schlattmeier und Rolf Andreas Laubert. „Berührend“ ist diese Inszenierung durchgängig, weil Regisseur Frank Wiemann den Figuren Zeit gibt für eine ernsthafte, facettenreiche Zeichnung.

Lippe aktuell (Auszüge) am 18.03.2014

Anrührend und fröhlich zugleich

Gleich zu Be­ginn des Stückes wird dem Zu­schauer klar: In "­Sechs Tanz­stun­den in sechs Wo­chen" geht es um die Kon­fron­ta­tion von zwei voll­kom­men un­ter­schied­li­chen Le­bens­wel­ten. Da ist zum einen der ita­lie­ni­sche Tanz­leh­rer Mi­chael, 45, schwul und re­spekt­los (ge­spielt von Mar­kus Mog­witz) und zum an­de­ren die pen­sio­nierte Leh­re­rin Li­ly, 72, kon­ser­va­tiv und kul­ti­viert, so­wie Witwe ei­nes Bap­tis­ten­pre­di­gers aus dem Sü­den der USA (ge­spielt von Liane Kreye). Um für ein we­nig Ab­wechs­lung in ih­rem Le­ben zu sor­gen, hat Lily bei der Agen­tur "­Sechs Tanz­stun­den in sechs Wo­chen" einen Tanz­leh­rer ge­bucht. Zwi­schen ih­nen kracht es schon bei der Be­grüßung, denn seine Witze sind fast ebenso schlecht wie seine Ma­nie­ren. Da­mit pral­len zwei Wel­ten auf­ein­an­der, wie sie un­ter­schied­li­cher nicht sein könn­ten und die beid­sei­tig von Vor­ur­tei­len und Res­sen­ti­ments ge­prägt sind.

Doch Tanz­stunde um Tanz­stun­de, bei Wal­zer, Fox­trott und Cha-Cha-Cha, nähern sich die bei­den zö­ger­lich an, de­cken die Lü­gen des an­de­ren auf und ge­ben ihm et­li­ches aus ih­rem Le­ben preis. Da­bei ler­nen sich die bap­tis­ti­sche Pre­di­ger-Witwe und der ge­schei­terte Show-Tän­zer im­mer bes­ser ken­nen und ver­ste­hen. So be­ginnt eine in­ten­sive Freund­schaft zwi­schen zwei kom­pli­zier­ten Cha­rak­teren. Witz und Si­tua­ti­ons­ko­mik er­ge­ben sich, wenn die un­ter­schied­li­chen Le­bens­ein­stel­lun­gen auf­ein­an­der­pral­len.

Doch bei al­ler Wit­zig­keit glei­tet das Stück nie­mals ins Tri­viale ab. Re­gis­seur Frank Wie­mann hat es ver­stan­den, den bei­den Ak­teu­ren eine mensch­li­che und tra­gi­sche Tiefe der Cha­rak­tere zu ver­mit­teln. Wer die kli­schee­hafte Dar­stel­lung ei­nes ü­ber­kan­di­del­ten Schwu­len er­war­tet, der mit schmut­zi­gen Wit­zen um sich wirft und sein Ge­genü­ber mit schril­ler Ges­tik im­mer "Schätz­chen" nennt, ist hier falsch. In­ten­sive mensch­li­che Ge­fühle, die tiefe Ein­sam­keit bei­der Cha­rak­tere, die ein­an­der er­ken­nen und sich ge­gen­sei­tig of­fen­ba­ren, nach­dem die Ober­fläch­lich­keit des All­tags ent­fernt ist, birgt viel Trau­rig­keit aber auch Hu­mor in sich, was beide Schau­spie­ler mit ih­rem Spiel per­fekt zei­gen. Er­grei­fend und zu­gleich hu­mor­voll berührt das Stück den Zu­schauer in sei­nem In­ne­ren.

Mar­kus Mog­witz und Liane Kreye ha­ben, um die Tanz­sze­nen dar­stel­len zu kön­nen, seit dem Som­mer pro­fes­sio­nel­len Tanz­un­ter­richt ge­habt. Beide ver­kör­pern ein­drucks­voll und glaub­wür­dig die von ih­nen dar­ge­stell­ten Fi­gu­ren. Das tief­grün­dige und viel­schich­tige Spiel der Schau­spie­ler zeigt trau­rige und ein­same Ele­men­te, die aber im­mer wie­der auch in Hu­mor auf­gelöst wer­den, bis das Ende mit sei­ner Warm­her­zig­keit große Ge­fühle im Zu­schauer weckt.

Mar­kus Mog­witz glänzt mit ei­ner in­ten­si­ven Natür­lich­keit, während Liane Kreye im weißen Kleid beim Wie­ner Wal­zer wun­der­schön und strah­lend ü­ber die Bühne glei­tet.

Ein idea­les Stück für die, die nicht nur la­chen, son­dern auch nach­den­ken wol­len und be­reit sind, eine kleine Träne im Au­gen­win­kel zu­zu­las­sen.