„Frohe Feste“

Eine schrille und schräge Weihnachtskomödie von Sir Alan Ayckbourn

Es spielen:
Stephan Gottwald (Sidney Hopcroft), Stefanie Schöpe (Jane Hopcroft), Markus Mogwitz (Ronald Brewster-Wright), Claudia Stenten (Marion Brewster-Wright), Ben Berger (Geoffrey Jackson), Kathrin Wolters (Eva Jackson)

Bühnenbild: Markus Mogwitz, Matthias Strahm

Regie: Frank Wiemann

Die Premiere war am Samstag, dem 06. Dezember 2014 im Kulturbahnhof Lemgo.


Lippe News (Internetzeitung) -Auszüge- am Sonntag, 07. Dezember 2014

Eine Weihnachtskomödie – schrill und schräg

„Frohe Feste“ feiert glanzvolle Premiere

Lemgo. Tolles Stück – tolle Schauspieler –  tolle Premiere! Wenn die Freie Theatergruppe Stattgespräch einen neuen Stoff in den Spielplan nimmt, dann kann man sicher sein, das daraus etwas „Handfestes“ wird – in diesem Fall zweieinhalb Stunden beste Unterhaltung. Am Samstag war Premiere:

„Frohe Feste“ mit dem Untertitel „eine schrille und schräge Weihnachtskomödie“ - und genau das vermochten die bestens aufgelegten Akteure dem Publikum zu präsentieren. Mal zum lauten Lachen, mal zum Schmunzeln – dann wieder todernst: die Charaktere dieser seltsamen Weihnachtsparties schien den Lemgoer Akteuren vom englischen Autor Sr. Alan Ayckbourn auf den Leib geschrieben zu sein. Schrill, manchmal überzeichnend, und wunderschön schräg: eben ein Spiegel der Geschehnisse auf Partys, wie sie nicht nur zur Weihnachtszeit zu erleben sind.

Zum Stück: „Drei Paare, drei Weihnachtsfeiern, drei Schauplätze.
Mit einer Weihnachtsfeier, die Ihresgleichen sucht, hofft Geschäftsmann Sidney, bei seinen illustren Gästen - einem Bankier und einem Architekten nebst Gattinnen - nicht nur Eindruck zu schinden, sondern auch Geld für ein Projekt locker zu machen. Ein guter Plan, der aber durch Übereifer und vor allem durch die Putzsucht seiner Frau Jane erheblich gefährdet wird. Ein Jahr darauf lädt das Architektenehepaar Eva und Geoffrey Jackson zum Weihnachtsfest, in dessen Verlauf die mit ihrem Leben hadernde Eva demselben auf alle erdenkliche Weisen ein Ende bereiten möchte – während ihre Gäste dies immer wieder unbewusst verhindern. Ein weiteres Jahr verstreicht und dieses Mal trifft man beim Banker Ronald Brewster-Wright und seiner dem Alkohol zugeneigten Gattin Marion aufeinander, um das Fest der Liebe und Besinnlichkeit zu begehen. Und wieder einmal kommt alles anders als geplant.

Gefeiert wird zwar eigentlich im Wohnzimmer, doch der zentrale Ort des weihnachtlichen Geschehens ist alljährlich die Küche, in der dem Zuschauer die sich über das Jahr verschobenen Machtverhältnisse und verschrobenen Beziehungen präsentiert werden.

Mehr soll nicht verraten werden...Bis auf die Namen der eingangs erwähnten tollen Schauspieler: Stephan Gottwald, Stefanie Schöpe, Claudia Stenten, Markus Mogwitz, Kathrin Wolters und Ben Berger.

„Stattgespräch“ mit Frank Wiemann an der Spitze, der auch Regie führt, hat wieder einmal mit großer Treffsicherheit ein Stück ausgewählt, das vortrefflich zur Truppe passt.

 

Lippische Landeszeitung am Dienstag, 09. Dezember 2014

Stattgespräch wünscht „Frohe Feste“

Ayckbourn-Komödie feiert grandiose Premiere im Lemgoer Kulturbahnhof

Von Andreas Beckschäfer

Sir Alan Ayckbourns Komödie „Frohe Feste“ hat auf der Stattgespräch-Bühne eine umjubelte Premiere gefeiert. Das Stück kommt wie ein süßer, runder Apfel daher, der beim Reinbeißen allerdings äußerst bitter schmeckt.

Der Handlungsrahmen der Farce ist recht unspektakulär: Drei „befreundete“ Ehepaare treffen sich in drei aufeinanderfolgenden Jahren in drei verschiedenen Häusern, vordergründig, um in aufgesetzter Fröhlichkeit miteinander das Fest der Liebe zu feiern. Doch Ayckbourn wählt eine kluge Erzählperspektive: Er verlegt das Geschehen hinter die Kulissen, in die Küchen der jeweiligen Gastgeber. Dort zeigt sich, dass die „Frohen Feste“ mit der Freundschaft oder (Nächsten-)Liebe nichts zu tun haben: Jeder der drei Männer verfolgt seine Karriereziele, während die Frauen auf unterschiedliche Weise unter dem Erfolg oder Misserfolg ihrer Gatten leiden. Eines verbindet die sechs Protagonisten auch jenseits beruflicher Verstrickungen: Sie sind gemeinsam einsam...

Regisseur Frank Wiemann inszeniert das Geschehen als temporeiche Komödie und setzt einen klaren Schwerpunkt auf die Situationskomik. Das funktioniert deshalb glänzend, weil sein Ensemble sensationell stark spielt.

Beeindruckend souverän und von mitreißendem Minenspiel getragen gibt Stephan Gottwald den Emporkömmling der Runde, dessen Frau (überzeugend dargestellt von Stefanie Schöpe) in ihrer Funktion als Vorzeigeobjekt resigniert hat und sich – im Wort- wie im übertragenen Sinne – lediglich darum sorgt, dass die Oberfläche stets schön glänzt. Dass Markus Mogwitz als undurchsichtiger Bankier routiniert jede einzelne der vielen Vorlagen für einen Lacherfolg nutzt, ist keine Überraschung – dass die bislang noch nicht in großen Rollen aufgefallene Claudia Stenten, die seine dauerüberdrehte, alkoholabhängige Frau spielt, auf ähnlich hohem Niveau agiert, indes schon. Die schwierigste, weil wandlungsintensivste Figur namens Eva Jackson verkörpert Kathrin Wolters. Speziell im mittleren Akt, in dem sie als Selbstmordkandidatin in den Mittelpunkt des Geschehens rückt, dabei jedoch völlig ohne Worte auskommen muss, spielt sie sich in einen wahren Rausch. Lediglich Ben Berger (als Geoffrey Jackson) fällt im Vergleich ein wenig ab, was angesichts der hohen Maßstäbe, die seine Mitstreiter hier setzen, nicht bedeutet, dass er schwach spielen würde.

Die Vorlage von Alan Ayckbourn ist großartig, weil sie – allen Slapstick-Elementen zum Trotz – zweifellos aus einem bitterbösen gesellschaftskritischen Kern gewachsen ist. Ein Selbstläufer ist das Stück dennoch nicht: Erst ein detailverliebt gestaltetes Bühnenbild (Matthias Strahm), manch witziger Spezialeffekt und eine Regie, die das Ensemble zu Höchstleistungen treibt, stellen sicher, dass die Umsetzung auf der Stattgespräch-Bühne grandios gelingt.

 

Lippe aktuell am Mittwoch, 10. Dezember 2014

Drei Paare, drei Weihnachten und drei Küchen

Brillante Premiere der Theatergruppe Stattgespräch von "Frohe Feste"

Lemgo (ur). Die Pre­miere des Weih­nachtsstückes "Frohe Fes­te" am ver­gan­ge­nen Wo­chen­ende war ein vol­ler Er­folg. Die freie Thea­ter­gruppe Statt­ge­spräch brachte das Stück von Sir Alan Ay­ck­bourn ü­ber­zeu­gend und mit­reißend auf die Büh­ne.

Die Ver­schie­bung der Macht­ver­hält­nisse vom Ge­schäfts­mann als Bitt­stel­ler im ers­ten Akt zum ver­arm­ten Ban­kier, der so­gar im Win­ter die Hei­zung nicht an­stellt, um zu spa­ren, die Ver­än­de­rung der Frauen von der er­folg­rei­chen Ban­kiers­gat­tin zur Al­ko­ho­li­ke­rin, von der selbst­mord­ge­fähr­de­ten, un­ter­drück­ten Ar­chi­tek­ten­gat­tin zu ei­ner selbst­be­wuss­ten Frau, die ih­ren Mann führt, wird in dem Stück von den Schau­spie­lern des Statt­ge­spräch-En­sem­bles höchst amüsant und bei al­lem Spaß auch mit dem not­wen­di­gen Quänt­chen Ernst dar­ge­stellt. La­chen und Ver­zweif­lung, Spaß und Ernst hal­ten sich die Waa­ge, wo­bei sich der Ernst, die Ver­zweif­lung am Ende der drei Akte je­weils po­si­tiv auf­löst, so dass der Zu­schauer im­mer wie­der ge­spannt in den nächs­ten Akt hin­ein­geht und wis­sen möch­te, wie es denn wohl wei­ter­geht. Eine be­son­dere Leis­tung zeigte Ka­thrin Wol­ters im zwei­ten Akt als Selbst­mord­kan­di­da­tin. Die Fähig­keit, die ei­gent­lich trau­rige Si­tua­tion mit Witz zu fül­len, ohne dass das Ganze ins Lächer­li­che ge­zo­gen wird, lässt den Zu­schauen schwan­ken zwi­schen dem Wunsch, dass ihr doch der Selbst­mord ge­lin­gen möge und der Hoff­nung, dass er doch im­mer wie­der ver­ei­telt wer­den soll. Die gut ge­spielte Ver­zweif­lung zeigt genü­gend Witz, um den Grat zwi­schen Slap­stick und Drama ge­nau zu tref­fen und we­der in die eine noch in die an­dere Rich­tung ab­zu­drif­ten, son­dern ge­nau den Mit­tel­weg zu tref­fen.

Das auf­wän­dig und lie­be­voll ge­stal­tete Büh­nen­bild wurde zu je­dem Weih­nachts­jahr neu ge­stal­tet mit neuen Küchen­fron­ten, an­de­ren Vor­hän­gen, Tep­pi­chen und Mö­beln, was der Zu­schauer live mit­er­le­ben konnte und so noch tiefer mit in die Ge­schichte ein­ge­bun­den wur­de.

Ü­ber­haupt han­delt es sich bei den "Fro­hen Fes­ten" um ein Stück, dass sich si­cher­lich naht­los in die an­de­ren er­folg­rei­chen Weih­nachtsstü­cke wie "Her­ren" ein­rei­hen wird.

Dank der tol­len Leis­tung al­ler Schau­spie­ler und der her­vor­ra­gen­den Re­gie­ar­beit von Frank Wie­mann, dem Lei­ter des Lem­goer Statt­ge­sprächs, war es eine höchst ge­lun­gene Pre­miere und ein Stück, das hof­fent­lich lange auf dem Spiel­plan zu se­hen ist.