Die Grönholm Methode

Ein Schauspiel von Jordi Galceran

Es spielen:
Frank Wiemann (als Ferrnando Porta), Markus Mogwitz (als Enrique Font).
Nelly Wedel (als Mercedes Degas) und Felix Kracke (als Carlos Bueno)

Bühnenbild: Ute Höfinghoff
Regie: Frank Wiemann

Premiere war am 9. April 2009 im Kulturbahnhof Lemgo

Lippische Landeszeitung am 14.April 2009 (Auszüge)

Seelen-Striptease der Sonderklasse

Ein Glücksgriff gelang der Freien Theatergruppe STATTGESPRÄCH mit der Premiere eines Stücks, das vor sechs Jahren der größte Erfolg auf spanischen Bühnen war. „Die Grönholm Methode“ von Jordii Galceran, die auf einer wahren Begebenheit basiert, wurde in der Inszenierung von Frank Wiemann vom Publikum begeistert aufgenommen…

Man wagt es kaum, hier von Laienschauspielern zu sprechen, so professionell geht das Quartett der Darsteller mit subtiler Mimik und Gestik, dazu tadelloser Artikulation die Sache an. Teamchef Frank Wiemann, dazu Felix Kracke, Markus Mogwitz und Nelly Wedel gelingt es, auch gewisse Längen im zweiten Teil mit Spannung zu erfüllen. Heimtückisch und perfide, aber immer witzig und oft politisch wunderbar unkorrekt sind die Dialoge. Auf der Bühne wird mit Methoden gearbeitet, gegen die sich die bekannten „üblichen Verdächtigen“- Bahn, Lidl, Telekom- wie ein Häuflein unschuldiger Chorknaben ausnehmen. Das System „Big Brother“, in dem verdeckt installierte Kameras und Wanzen vermutet werden, scheut mit Psychoterror nicht vor der Offenlegung intimster Details aus dem Privatleben der Bewerber zurück. Seelenklempner und Seelenbrecher werben um bereits seelisch deformierte Menschen, die ihnen an Raffinesse und Verlogenheit kam nachstehen. Pikantes Detail dieses höchst amüsanten, aber auch erschreckenden Spiels bleibt allerdings eine Tatsache, die hoffentlich nicht als Beweis für eine gegenwärtig übliche Praxis zu werten ist. Nicht ein einziges Mal wird in diesem Stück nach der beruflichen Qualifikation der Bewerber gefragt.

Eine eindrucksvolle Leistung auf der STATTGESPRÄCH- Bühne.

 

Lippische Wochenschau am 16.April 2009

Grandiose Aufführung erntete gigantischen Beifall

Die Premiere von „Die Grönholm-Methode“, die im Lemgoer Bahnhof von der Theatergruppe STATTGESPRÄCH aufgeführt wurde, kann mit Fug und Recht als eine der grandiosesten Aufführungen in die Geschichte des Lemgoer Theater-Ensembles eingehen.

Die Mischung aus Schauspiel, Krimi und Komödie, die mehr als einmal in eine Tragödie zu enden schien, wurde von allen Schauspielern perfekt umgesetzt. Frank Wiemann als Fernando Porta, Markus Mogwitz als Enrique Font, Nelly Wedel als Mercedes Degas und Felix Kracke als Carlos Bueno – sie alle überzeugten in ihren Rollen und bewiesen einmal mehr ihr schauspielerisches Können.

Ein Theaterstück so erbarmungslos wie zynisch, spannend und unterhaltend zugleich, das alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Eine Aufführung, die man einfach gesehen und erlebt haben muss. Dementsprechend zollte das Publikum den Künstlern tosenden, schier nicht enden wollenden Applaus.

Gleichsam zeigte sich der Lemgoer Bahnhof – ebenfalls als Premiere – mit einer Zuschauertribühne, die von der Freien Theatergruppe realisiert wurde. Ein stilechtes Theater erwartet künftig alle Gäste des Lemgoer Bahnhofs und bietet den Künstlern einen noch würdigeren Rahmen für ihre Inszenierungen.

Die Grönholm-Methode aus der Feder von Jordi Galceran, aus dem Spanischen von Stefanie Gerhold übersetzt, war bereits 2003 das Erfolgstück auf spanischen Bühnen und dürfte zum Erfolgsstück Nummer 1 in 2009 auf der Lemgoer Bühne mutieren.

Die Idee zu diesem Stück basiert auf einer wahren Begebenheit. Dargestelltes Thema sind die erbarmungslosen Techniken, die heutzutage in Vorstellungsgesprächen angewendet werden.

Brandaktuell wird ein Licht darauf geworfen, was heutzutage jeder bereit ist, im Kampf um seinen Traumjob auf sich zu nehmen, respektive anderen anzutun. Zitat aus dem Stück: „Wir suchen keinen guten Menschen, der nach außen ein Arschloch ist. Was wir suchen, ist ein Arschloch, das nach außen ein guter Mensch ist.“

Lippe aktuell am 18.April 2009

Fassade, Show und Zynismus pur
STATTGESPRÄCH.. beeindruckt mit neuem Stück »Die Grönholm Methode«

Angekündigt war eine »brisante Mischung aus Schauspiel, Krimi und Komödie«, auf der Bühne zu erleben war dann doch vor allem ein Drama und eine Tragödie mit nur wenigen wirklich komödiantischen Elementen. Ist der Freund und Fan von Aufführungen der Lemgoer Freien Theatergruppe »STATTGESPRÄCH« sonst eher daran gewöhnt, viel zu lachen und hoch amüsiert die Vorstellung zu verlassen, so ist die neueste Produktion unter der Regie von Frank Wiemann »Die Grönholm Methode« in der Tat alles andere als ein »Schenkelklopfer«. Am Osterwochenende war im Kulturbahnhof – natürlich vor ausverkauftem Hause – die viel umjubelte Premiere.

Kurz zur inhaltlichen Orientierung: Abgeschottet von der Außenwelt treffen vier Bewerber – drei Männer (Frank Wiemann, Markus Mogwitz, Felix Kracke) und eine Frau (Nelly Wedel) – in der Endrunde eines Auswahlverfahrens für eine attraktive Managerposition aufeinander. Das multinationale Unternehmen hat sich dafür etwas ganz Besonderes ausgedacht: Offensichtlich nimmt niemand von der Firmenleitung an dem Gespräch teil, was die vier Aspiranten natürlich extrem verwundert. Dann kommen ihnen per Brief diverse Aufgaben zu, und die erste lautet prompt: Einer sei ein Firmenangehöriger – herauszufinden sei nun, welcher. Folge daraus ist unverzügliches Misstrauen, eine angespannte Atmosphäre, zynischer Umgang mit der Wahrheit und Selbstdarstellung um jeden Preis. Die Idee des Stückes gründet auf einer wahren Begebenheit, und »Die Grönholm Methode« von Jordi Galceran war das große Erfolgsstück des Jahres 2003 auf spanischen Bühnen.

Was die Stattgespräch-Akteure daraus gemacht haben, das hat mit Amateurtheater kaum noch etwas zu tun. Schauspiel und Dialoge sind von hoher Professionalität geprägt, auch das von Ute Höfinghoff gestaltete Bühnenbild wirkt optimal. Nelly Wedel überzeugt als knallharte Bankerin, die dem möglichen Karrieresprung sogar den Besuch bei der sterbenden Mutter opfert. Felix Kracke gibt den einfühlsamen Intellektuellen, der schließlich preisgeben muss, dass bei ihm eine Geschlechtsumwandlung unmittelbar bevorsteht. Markus Mogwitz spielt den scheinbar naiven, äußerst korrekten Bewerber, der allerdings hinter dieser Fassade finanziellen Ruin und Beziehungschaos verbirgt – eine Paraderolle für ihn. Und Frank Wiemann übernimmt den absoluten Erfolgstypen, den nach außen hin nichts anficht, dessen »Show« am Ende aber in sich zusammenfällt.

Apropos Ende: Das soll hier keinesfalls verraten werden, denn allein diese Wendungen und Überraschungen lohnen den Besuch der »Grönholm Methode«, die sicherlich einen Rang unter den bisher besten Stücken von »STATTGESPRÄCH« einnimmt.

Wiederaufnahme ab 11. September 2010

 

Theater pur (Das Theater Magazin für NRW) Nr. 06.2009

Wilde Wölfe in Lemgo

„Die Grönholm-Methode" ist eines der faszinierendsten neueren Stücke: Da wird nicht nur, hoch aktuell, der Raubtier-Kapitalismus mit seinem menschenverachtenden Zynismus gekonnt seziert; das Stück folgt auch einem deutlich erkennbaren Handlungsfaden, ist dramaturgisch logisch aufgebaut, hält einen durchgehenden Spannungsbogen und ist, bei aller Logik, bis zum Schluss für immer noch eine neue Überraschung gut. Kein Wunder, dass das 2003 uraufgeführte Werk des katalanischen Autors in den letzten Jahren zu den meistgespielten Stücken gehört. Zurzeit hat allerdings das Tourneetheater Landgraf die Aufführungsrechte - was den Vorteil hat, dass Zuschauer gerade auch in der Theaterprovinz republikweit in den Genuss dieses Geniestreichs kommen können, was aber andererseits bedeutet, dass ein „normales" Stadttheater kaum an die Rechte kommt.

Die Theaterenthusiasten von „STATTGESPRÄCH" haben sich davon nicht einschüchtern lassen, sondern die Landgrafs so lange bekniet, bis die sich erweichen ließen - in der beruhigenden Gewissheit: „Das sind ja bloß Amateure".

Nur gut, dass die Landgraf Verantwortlichen nie eine Aufführung der Amateurbühne besucht haben, sonst wären sie womöglich nicht so großzügig gewesen. Denn die Lemgoer Theaterliebhaber (das deutsche Wort triffts einfach besser als das Fremdwort „Amateur") bringen wieder einmal eine hoch professionelle Inszenierung zur Aufführung.

In einem zweckmäßig-klar aufgebauten Bühnenbild kommt da also die „Grönholm-Methode" zur Anwendung: eine Art Assessement-Center, in dem vier Bewerber auf einen attraktiven Managerposten auf Herz und Nieren geprüft werden: mit Hilfe von, im günstigeren Fall, absurden, im Regelfall demütigenden Spielchen. Der Clou: Angeblich ist einer der vermeintlichen Bewerber in Wirklichkeit ein Beobachter der Firma. Ob das stimmt, und - falls ja - wer von den Vieren das ist, das bleibt bis kurz vor Schluss unklar (und den Schluss zu verraten, wurde den Besuchern strikt verboten – mit Recht!).

Diese Konstellation bietet – außer spaßig-spannender, aktueller Gesellschaftskritik - auch so richtig „Futter" für die vier Darsteller. Selten wurde die Figur des „Homo oeconomicus", der seinen Mitmenschen ein mitleidslos-aggressiver Wolf ist, so gekonnt auf die Bühne gebracht, wie in diesem Stück.

Und die vier Lemgoer füllen diese Rollen mit Bravour! Die beiden alten Hasen Frank Wiemann und Markus Mogwitz agieren auf durchweg professionellem Niveau. Auch Nelly Wedel (als Pragmatikerin: „Spielen wir den Fall professionell durch.") und Felix Kracke (als der menschlich „Normalste" unter den Wölfen) können da mithalten. Dabei müssen alle fast dauernd auf mehreren Ebenen gleichzeitig agieren: Mogwitz als Nervenbündel, das sich cool gibt, mal eine hinreißende Politiker-Parodie spielt, aber auch mal vor Verzweiflung fast die Sprache verliert ... und – vielleicht - in Wirklichkeit doch der Spion der Geschäftsleitung ist? Ein Erlebnis: Frank Wieman, der als unerschütterlich-dominantes Alpha-Tier auftritt, im Lauf des Abends dann seelisch entblößt wird und zwischendurch auch mal einen Kardinal mimen darf (vielleicht etwas zu psalmodierend - aber das Publikum hat Tränen gelacht!).

Fazit: Das Premierenpublikum war begeistert! Mit Recht! Ein wirklich lohnender Abend!

G. Wasa

 

 

 

Weitere Vorstellungen: siehe Spielplan

 

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