Pressespiegel

HEILIG ABEND

Ein Stück für zwei Schauspieler und eine Uhr von Daniel Kehlmann

Es spielen:
Frank Wiemann (Thomas) und Grit Asperger (Judith)
Regie: Ulrich Holle

Die Premiere war am Samstag, dem 04. Dezember 2021 im Kulturbahnhof Lemgo.

Lippische Landeszeitung am 6. Dezember 2021

Bombe statt Bescherung

Frank Wiemann und Grit Asperger brillieren in der Stattgespräch-Premiere „Heilig Abend“. Das Stück ist alles andere als ein besinnliches Weihnachts-Schauspiel.

Von Thomas Krügler

Ein karger Raum mit Verhörtisch und Stühlen, ein kitschiges kleines Weihnachts-bäumchen mit Beleuchtung und eine tickende Uhr. Es ist dunkel, wie von Geister-hand öffnet sich eine Tür. Schattenumrisse einer Frau betreten den Raum. Ein aalglatter Typ im Anzug betritt den Raum und macht das Licht an. Die Tür knallt zu. Sie wirkt verzweifelt wie ein Flüchtling, der auf der Flucht ertappt wurde und nun verhört wird. Ein spannender Einstieg für 90 Minuten Nervenkitzel ist dem Theater Stattgespräch bei der Premiere zum 25. Jubiläum gelungen, in der Grit Asperger und Frank Wiemann unter der feinfühligen Regie von Ulrich Holle in ihren Rollen brillieren.

„Heilig Abend“ des Erfolgsautor Daniel Kehlmann (46) ist alles andere als ein anheimelndes Weihnachtsstück, wie der Titel vielleicht vermuten lässt. Der Schauspiel-Thriller wurde 2017 in Wien uraufgeführt. Das Zwei-Personenstück handelt in gespielter Echtzeit von einer Philosophieprofessorin, die von einem Ermittler verhört wird.

Als Philosophin hat sie theoretisch über Gewalt als Möglichkeit des politischen Widerstands nachgedacht. Darum wird ihr zusammen mit ihrem Ex-Mann, der bereits verhaftet wurde und parallel verhört wird, ein Terroranschlag unterstellt. Die Bombe soll um Mitternacht hochgehen und die Zeit läuft.

Der Verhörspezialist hat exakt 90 Minuten Zeit, herauszufinden, wo die Bombe ist. In Zeiten von Computer und Smartphones weiß er alles über sie, ihre Arbeit, ihre gescheiterte Ehe und was sie gestern mit ihrem Ex-Mann besprochen hat. Er kennt die heimlichen Affären ihres Ex-Mannes mit Studentinnen besser als sie. Im Verlauf des Verhörs setzt er sie immer stärker bis hin zur physischen Gewalt unter Druck. Sie reagiert zunächst mit ängstlichem Erstaunen und wird im Verlauf des Verhörs immer selbstbewusster. Sie entgegnet mit Thesen des Franzosen Frantz Fanon, über den sie promoviert hat, und ist dem Ermittler geistig überlegen. Ihre gezielten Fragen und Forderungen bringen ihn aus dem Konzept. Auf ihrem Laptop, der nie im Netz war, ist ein Bekennerschreiben gefunden worden, das sie als Studienarbeit deklariert.

Der Schluss bleibt offen und der Zuschauer wird mit nachdenklichen Fragen zurückgelassen. Es ist Fünf vor Zwölf und ein Happy End bleibt aus.

Das Drama behandelt aktuelle persönliche und politische Dilemma-Fragen zwischen Freiheit und Sicherheit, ohne sich auf eine Seite zu schlagen. Der potenziellen Terroristin wird die gleiche argumentative Kraft gegeben wie dem Staatsvertreter. Als Wettlauf gegen die Uhr entsteht ein zermürbendes Streitgespräch mit facettenreichen Wendungen.

Grit Asperger und Frank Wiemann gelingt es immer wieder in diesem Politthriller um Liebe und Verrat in Zeiten des Terrors, mit emotionalen Umbrüchen den Spannungsbogen authentisch zu halten.

Die Grenzen legitimer Verhörmethoden werden im verbalen Duell auf intelligente Weise ausgelotet und die Frage bleibt, was der Staat in so einer Situation unter Zeitdruck tun darf. Ob die Frau wirklich ein Attentat plant, wird bis hin zu persönlichen Offenbarungen vielschichtig beleuchtet, bleibt aber letztendlich offen und zweitrangig. Ein textreicher souverän in Szene gesetzter rasanter und dramatischer Schlagabtausch gelingt den beiden Protagonisten auf der Bühne. In ihrem klug aufgebauten Dialog wechseln die Sympathieträger.

Grit Asperger kostet die Entwicklung vom schwachen Opfer zum überlegenen Gegenüber, das selbst austeilt und das Heft in die Hand nimmt, facettenreich aus. Am Ende sitzt er verzweifelt auf dem Stuhl, während sie ihn von oben herab belehrt. Frank Wiemann meistert die emotionalen Umbrüche pointiert. Die temporeiche Dynamik lässt keine Langeweile aufkommen und das Timing ist präzise.

Das Bühnenbild von Stephan Gottwald unterstreicht die Trostlosigkeit der Verhörszene. Das Publikum dankte mit großem Applaus.

 

derlemgoer.de am 6. Dezember 2021

Frank Wiemann schenkte sich und den Zuschauern das 65. Stück:

„Heilig Abend“ – Eine Bombe zu Weihnachten

Bei diesem spektakulären und explosiven Stück spielen nur zwei Schauspieler, eine Frau, ein Mann und eine Uhr die Hauptrolle. In den beiden Rollen glänzten Grit Asperger als „JUDITH“ und Frank Wiemann als „THOMAS“ und die Regie übernahm Ulrich Holle und sie fesselten 90 Minuten lang das Premieren­publikum.

von Andreas Leber
(Auszüge)

Der Erfolgsautors Daniel Kehlmann, gehört zu den wichtigsten und auch erfolgreichsten deutschen Gegenwartsautoren.

… Ein packendes Psycho-Spiel beginnt mit List, unzulässige Täuschungen und unbelegte Vorwürfe. Es gibt zwar einige Fakten, aber wie diese auszulegen sind das ist unklar. Judith behauptet als auch noch ein Bekennerschreiben auf ihrem Laptop, der nie im Netz war auftaucht immer wieder, dass sie das alles nur für ihre Seminare benötigen würde und trotzdem versucht Thomas sie aus der Reserve zu locken. Auch sie versucht ihr Gegenüber mit gezielten Fragen aus dem Konzept zu bringen in dem sie Thesen des Franzosen Frantz Fanon anführte, über den sie promoviert hatte und immer wieder tickte laut die Uhr.

Die Zuschauer blickten gebannt zur Bühne und bis auf einige wenige lustige Momente mit Lachern war es sehr still. Ein Spiel wo Kehlmann seine beiden Figuren durch wechselnde Beziehungsdynamiken schickt und mit Erwartungen und Ängsten spielt. Ein fantastisches Schauspiel, welches auch heute noch an Brisanz nicht verloren hat. Immer wieder gibt es Amok, Anschläge und Tote.

 

Lippische Wochenschau am 9. Dezember 2021

90 Minuten bis zum Showdown!

Großstadttheater in Lemgo

Lemgo. Das was sich am letzten Samstag auf der Bühne des Kulturbahnhofs abspielte, kann auch als Großstadttheater im kleinen Lemgo bezeichnet werden. Das Theater Stattgespräch spielt Daniel Kehlmanns gefeierten Verhörthriller „Heilig Abend“. Das Publikum war von dem Zweipersonenstück restlos begeistert!

Der Plot: Später Abend. 24. Dezember, eine Frau, ein Mann, ein Verhör. Der Mann behauptet, dass die Frau gemeinsam mit ihrem Ex-Mann um Mitternacht einen terroristischen Anschlag in die Tat umsetzen will. Was hat die Frau, die einen Lehrstuhl für Philosophie innehat, mit dschihadistischem Gedankengut zu tun? Noch könnte alles verhindert werden. Doch die Frau streitet alles ab. Die Zeit läuft…

Frank Wiemann als Ermittler und Grit Asperger als vermeintliche Terroristin liefern überragende Leistungen der Schauspielkunst ab. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Spiel scheinen sich in einer besonderen Art zu vermischen.

Das Stück stellt auch die Frage, wie weit der Staat gehen darf, Grundrechte für die allgemeine Sicherheit zu verletzen. Knallhart und durchdachte Aussagen lassen ein fesselndes Katz- und Maus- Spiel in Realzeit entstehen. Regisseur Ulrich Holle hat es geschafft, dass die zwei starken Gegenspieler sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, jeweils in der Gewissheit, das Beste für ihr Land zu tun. Gleichzeitig erhält das Publikum aber auch Einblick in den Beziehungsstatus der Protagonisten und erkennt deutliche Parallelen. Ein sehr interessantes Theaterstück, dass zum Nachdenken anregt und den Darstellern alles abverlangt. Die Inszenierung ist packend bis zum Schluss. Minutenlanger Beifall belohnte beide Schauspieler für ihre großartige Performance.

Lippe Aktuell am 11. Dezember 2021

Fesselndes Echtzeit-Theater

Theater STATTGESPRÄCH begeistert mit Heilig Abend!

(yb) Das Theater STATTGESPRÄCH hat mit seiner jüngsten Premiere, dem Schauspiel „Heilig Abend“ von Daniel Kehlmann am vergangenen Samstag erneut die Zuschauer überzeugt.

Wieder einmal ist es dem Theatergründer Frank Wiemann gelungen, ein außergewöhnliches Stück auf die Lemgoer Bühne zu bringen, dass es dort in dieser Form noch nicht gegeben hat. Schließlich verlangt das 25. Jubiläumsjahr nach einem besonderen Höhepunkt. In dem authentischen Verhörthriller unter Regie von Ulrich Holle liefern sich Grit Asperger und Frank Wiemann ein spannendes Psychoduell, dass unter die Haut geht und in Echtzeit abläuft.

Es ist der 24. Dezember, um 22.30 Uhr als die verunsicherte Philosophin Judith einen Raum betritt und wartet. Stille. Es erscheint ein Mann (offenbar vom Staatsschutz), verwickelt die Frau in Fragen und konfrontiert sie geschickt mit Fakten, die später zu ihrer Festnahme führen werden. Der Vorwurf lautet: Die Frau will gemeinsam mit ihrem Exmann um Mitternacht einen Terroranschlag in die Tat umsetzen. Die Frau streitet alles ab. Die Zeit läuft.

Den beiden Darstellern gelingt es einen grandiosen Spanungsbogen aufzubauen, der die Zuschauer durch ein Wechselbad der Gefühle führt. Gibt es die Bombe oder gibt es sie nicht? 90 Minuten herrschte absolute Stille im Zuschauerraum, die erst am Ende von einem nicht enden wollender Applaus durchdrungen wurde.

Gemeinsam ist Grit Asperger und Frank Wiemann ein grandioses Zusammenspiel der unterschiedlichen Charaktere gelungen.

Großes Theater, dass reichlich Anregung zum Nachdenken gibt.

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